Größtes europäisches Sonnenteleskop nimmt Probebetrieb auf

Oberer Ring des Gregor-Teleskops auf Teneriffa mit der keilförmigen Primärfeldblende links und dem Sekundärspiegel rechts, etwas im Hintergrund. Der helle Fleck auf der Primärfeldblende ist das vom kürzlich installierten Hauptspiegel erzeugte Bild der Sonnenscheibe; der Hauptspiegel befindet sich links außerhalb des Bildes. [Kiepenheuer-Institut für Sonnenphysik]
Es wird einmal mit einem Hauptspiegel von 1,5 Metern Durchmesser das größte Sonnenteleskop Europas sein, aber noch muss GREGOR — eine Anspielung auf seine Natur als Gregory-Teleskop — mit einem Testspiegel von einem Meter aber derselben Brennweite Vorlieb nehmen. Am 12. März »sah« der von einem deutschen Konsortium errichtete GREGOR auf dem Observatorio del Teide auf Teneriffa mit diesem zum ersten Mal die Sonne, sein »technisches First Light« im Fachjargon. Bei seiner Fertigstellung im Jahr 2010 wird er das leistungsfähigste Sonnenteleskop der Welt sein und in bisher nicht gekannter Präzision viele physikalische Parameter der Sonne vermessen können. Effekte wie Eruptionen, Protuberanzen und Sonnenflecken sollen sich dann noch besser erklären lassen. Der jetzt eingebaute Hauptspiegel ist aus Siliziumkarbid, das durch seine gute Wärmeleitung für die Sonnenbeobachtung besonders gut geeignet ist: Noch nie ist ein so großer Spiegel aus Siliziumkarbid als Hauptspiegel für ein Sonnenteleskop verwendet worden. Während der Zeit bis zum Einbau des endgültigen Hauptspiegels werden am Observatorium viele Tests des Teleskops, seiner Infrastruktur und der wissenschaftlichen Instrumente sowie Aktivitäten zur Vorbereitung der wissenschaftlichen Beobachtung durchgeführt.

GREGOR wird mit einer Vielzahl an wissenschaftlichen Instrumenten ausgestattet sein, um mit bis dahin noch nicht gekannter Präzision viele physikalische Parameter der Sonne, allen voran ihr Magnetfeld, zu vermessen. Um eine hohe Bildschärfe zu gewähren, wird von Anfang an eine adaptive Optik zur Ausschaltung der atmosphärischen Turbulenzen zum Einsatz kommen, was so erst eine enorme räumliche Auflösung von bis zu 50km auf der Sonnenoberfläche erlaubt. Aus Berechnungen ist bekannt, dass der größte Teil der Wechselwirkung zwischen dem solaren Plasma und dem Magnetfeld auf sehr kleinen räumlichen Skalen von etwa 70km auf der Sonne, entsprechend einem Winkel von 0,1″ stattfindet: Für das quantitative physikalische Verständnis des solaren Magnetfeldes ist für eine hohe photometrische Genauigkeit und Empfindlichkeit eine große Apertur schlicht unverzichtbar. Alle wissenschaftlichen Instrumente und die adaptive Optik werden in der Zeit des Probebetriebs bereits eingebaut und getestet, und Kontrollsystem und Datenverarbeitung werden intensiv erprobt, um eine rasche Aufnahme des wissenschaftlichen Betriebs nach der Lieferung und dem Einbau des endgültigen 1,5m-Hauptspiegels zu erlauben. GREGOR wird übrigens nicht nur die Sonne beobachten, sondern auch nachts betrieben werden: Es sollen sonnenähnliche Sterne in langen Messreihen untersucht werden, die an anderen, großen Nachtteleskopen nicht möglich sind.

Daniel Fischer

Homepage von GREGOR: www.kis.uni-freiburg.de/index.php?id=163&L=0
First Light: idw-online.de/pages/de/news305323
Ältere Pressemitteilung: www.aip.de/pr/Mitt/Tenerife.html
Daniel Fischer

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