Gouldsche Gürtel nur eine optische Täuschung?

Prominente Namen wie Antares oder Shaula (λ Scorpii) zählen zu ihren Mitgliedern. Nun liefert Hipparcos womöglich unerwartete Neuigkeiten über diese Gürtel-Struktur in näherer Sonnenumgebung. Der Gouldsche Gürtel, eine großräumige Anordnung von relativ jungen Sternen, scheint nur eine optische Täuschung zu sein.

Erste Hinweise auf die Existenz einer, wie seit 1974 bekannt ist, 2000–3000 Lichtjahre messenden ringförmigen Struktur, lieferte Mitte des 19. Jahrhunderts John Herschel, Sohn des deutschen Astronomen Friedrich Wilhelm Herschel. Es dauerte dann noch einmal fast 30 Jahre, bis durch Benjamin Gould (US-amerikanischer Astronom, der u.a. die Uranometria Argentina verfasste) erstmals Näheres – beispielsweise die Neigung des Gürtels gegen die Milchstraßenebene – über die rätselhafte Sternansammlung erarbeitet wurde. Allerdings sind der Entstehungsprozess und die zugrunde liegende Dynamik des Gürtels bis heute nicht verstanden. In diesem Zusammenhang werden verschiedene Szenarien diskutiert. 3D-Visualitionen der bis zum Missionsende 1993 durch den Satelliten Hipparcos gesammelten Daten zu O- und B-Sternen (frühe Spektralklassen, die massereiche heiße Riesen der Hauptreihe charakterisieren) lassen diese Diskussionen nun obsolet erscheinen. Ihre Bedeutung im Verständnis der Sternentstehung der jüngsten Vergangenheit ziehen solche Riesensterne aus der Tatsache, dass ihre Lebenserwartung nur wenige Millionen Jahre beträgt. Durch Kombination der 3D-Karten mit Modellrechnungen, die Positionen und Geschwindigkeiten der Sterne des Gürtels evaluieren, lassen sich solche Sterne identifizieren, die eine gemeinsame Bewegung zeigen und vor diesem Hintergrund vermutlich Mitglieder derselben Sterngruppe sind. Betrachtet man nun die Sonnenumgebung bis etwa 1500 Lichtjahre Entfernung in Bezug auf die O- und B-Sterne in 3D, liegt eine Neuinterpretation der Sterngruppe nahe: Der Gürtel ist das Produkt eines Projektionseffektes.

Lars-C. Depka

Pressemitteilung:
aanda.org/articles/aa/abs/2
lars-c-depka

Share
Published by
lars-c-depka

Recent Posts

Astronomie im Winter: 3 schnelle Tipps, für die Beobachtung

Im Sommer wundervoll warm aber Astronomie im Winter eine Zumutung? Von wegen. Was Sie machen…

4 Jahren ago

Spix‘ Blick zum Mond: Hesiodus – Lichtspiele und Doppelwall

Die letzte Ausgabe des »Blicks zum Mond« ist noch einmal etwas für Frühaufsteher. Am 1.…

5 Jahren ago

Was ist eigentlich … 66?

Keine Sorge! Ich werde jetzt definitv nicht in irgendwelchen numerologischen Geheimnissen herumkramen und mich über…

5 Jahren ago

InSights Solarzellen offen – mehr Bilder

Nach der perfekten Landung von InSight auf dem Mars und dem Empfang des ersten Bildes…

5 Jahren ago

Eine Landung wie nach Drehbuch: InSight steht in der Elysium Planitia

Die Landung vom InSight auf dem Mars ist noch perfekter abgelaufen als erhofft. Nicht nur…

5 Jahren ago