Gesteinsplanet verdunstet langsam

1500 Lichtjahre von der Erde entfernt spielt sich Merkwürdiges ab: KIC 12557548 ist ein sonnenähnlicher Stern und nur ein weiterer unter etwa 156000 Sternen, die vom Weltraumteleskop Kepler auf der Suche nach Anzeichen von Exoplaneten überwacht werden. In lediglich zwei Millionen km Entfernung – ein Dreißigstel der mittleren Entfernung Merkurs von der Sonne – wird der Stern von einem merkurgroßen Gesteinskörper umkreist. Allem Anschein nach verdampft dieser kleine Planet regelrecht in der sengenden Strahlung seines Muttersterns. Er ist damit der erste felsige Körper seiner Art, bei dem eine solche Entwicklung beobachtet wird. Ein Auflösen ganzer Planeten war bislang nur von Gasplaneten bekannt, deren Umlaufbahnen zu nahe am jeweiligen Mutterstern liegen. Die intensive Strahlung des Sterns führt dazu, dass sich der Planet in ca. 200 Millionen Jahren zerstreut haben dürfte. Aufgespürt wurde der Todeskandidat durch die Auswertung von Lichtkurven, die eine periodische Bedeckung des Sterns alle 15,685 Stunden nahelegen. Besonders auffällig ist die variierende Abschattung des Lichts um 0,2% bis 1,2%. Vermutlich ist der Planet von einer veränderlichen Wolke aus Gas und Staub umgeben. Die Strahlung des nahen Sterns heizt den Planeten auf rund 1800°C auf – eine Temperatur, bei der Silikatminerale wie beispielsweise Pyroxen und Olivin verdampfen und das Gestein auf der Oberfläche schmilzt. Der aufsteigende Dampf reißt Staubpartikel mit und strömt ins Weltall ab. Vermutlich besitzt der Planet lediglich ein Zehntel der Erdmasse, damit ist seine Gravitation zu gering, um das Abströmen von Gas und Staub effektiv zu verhindern, so dass er sich nicht nur mit einer stetig wachsenden Materiehülle umgibt, sondern darüber hinaus auch einen langgestreckten kometenartigen Schweif aus Oberflächenmaterial mit sich führen könnte.

Lars-C. Depka

Originalarbeit:
arxiv.org/abs/1201.2662
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