Im Gegensatz zu ersten aufgeregten Schlagzeilen hat die NASA leider keine zwei neuen Hubble Space Telescopes vom National Reconnaissance Office (NRO) geschenkt bekommen, demjenigen US-Geheimdienst, der für Aufklärungssatelliten zuständig ist: Was sich schon seit letztem Jahr im Besitz der Zivilisten befindet, sind lediglich zwei Weltraumteleskope in Einzelteilen, mit jeweils 2,4m großen Hauptspiegeln. Diese sind bei einem eingestellten Programm der NRO übrig geblieben und immerhin schon weltraumqualifiziert – aber was fehlt, sind Satelliten dazu, wissenschaftliche Instrumente und Raketen. Und vor allem ein Budget der NASA, um aus dem Geschenk auch nur ein Orbitalobservatorium zu machen, geschweige denn zwei. Wahrscheinlich handelt es sich bei den beiden Teleskopen um Hinterlassenschaften des Aufklärungssatelliten-Programms »Future Imagery Architecture«, das 2005 abgebrochen worden war. Mit einem Öffnungsverhältnis von 1:1,2 sind sie viel »schneller« als Hubbles gleich großer Hauptspiegel, damit die Gesamtbauweise auch viel kürzer – und das nutzbare Bildfeld ist schätzungsweise 100-mal größer. Diese Eigenschaft hat die NASA wie auch viele US-Astronomen elektrisiert: Ein großes Gesichtsfeld ist die entscheidende Eigenschaft des erhofften Infrarotsatelliten WFIRST, der 2010 zur absoluten Priorität der amerikanischen Weltraumastronomie erkoren wurde, wegen der Kostenexplosion beim James Webb Space Telescope aber de facto auf Eis liegt.
Sein Hauptspiegel war auf »nur« 1,5m angelegt und drohte bei der letzten Neuausrichtung des Projekts sogar auf 1,1m zu schrumpfen: Mit 2,4m wäre ein WFIRST-artiger Satellit – der zahlreichen Subdisziplinen der Astronomie dienen würde – natürlich umso leistungsfähiger. In der gegenwärtigen Budgetsituation der NASA wäre allerdings kein Start vor etwa 2024 realistisch. Der Wert der NRO-Optiken liegt aus Astronomensicht bei gut 250 Mio. $: Ein schon fertiges und ausgetestetes Teleskop spart eine Menge Zeit und Entwicklungsrisiko, das bei Weltraumteleskopen meist deren Optik betrifft. Der komplette Satellit würde allerdings immer noch über eine Milliarde Dollar zusätzlich kosten. Bei der Bestückung mit wissenschaftlichen Instrumenten bliebe eine Infrarot-Kamera mit extrem vielen Pixeln zentral, für eine noch nie dagewesene Himmelsdurchmusterung mit zahlreichen Fragestellungen gleichzeitig, dazu kämen noch weitere Instrumente mit kleineren Gesichtsfeldern. Die zweite NRO-Optik bliebe derweil erst einmal eingelagert, für eine vielleicht noch spätere Nutzung. Einige wenige NASA-Manager sollen übrigens dem Vernehmen nach schon seit rund fünf Jahren von den unnütz gewordenen NRO-Optiken gewusst haben, machten sich aber wenig Hoffnung darauf. »Aus heiterem Himmel« kam dann im Januar 2011 der Anruf der NRO, man könne sie jetzt haben.
Daniel Fischer
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