»Citizen Science« oder auch »Crowdsourcing«: So wird eine neue Arbeitsweise der Wissenschaft genannt, die das Internet plötzlich möglich gemacht hat. Die Datenflut eines aktuellen Forschungsprojekts wird in weitgehend roher Form über Webserver zur Verfügung gestellt, und Scharen unbekannter Freiwilliger, die sich zuvor in einfachen Tests qualifizierten, dürfen sich darüber hermachen. Die spezifische Aufgabe ist dabei eigentlich sehr einfach – für den Menschen mit seiner »eingebauten« Fähigkeit zur Mustererkennung. Computer dagegen würde sie ausgesprochen schwer fallen. Zum ersten Mal wurde das Verfahren bei »Stardust@Home« erprobt, als es um die Suche nach winzigen Teilchenspuren in den Staubfängern der Stardust-Raumsonde ging; Galaxy Zoo war die erste Anwendung in der Astronomie.
Es galt, die Unmengen von Galaxien in der Sloan Digital Sky Survey anhand ihres Aussehens in Spiralen und Elliptische zu trennen: Selbst ausgeklügelte Computerverfahren wie Neuronale Netze sind dabei schlechter als das menschliche Auge. »Richtige« Astronomen hatten bereits einige tausend Galaxien klassifiziert – aber beim Galaxy Zoo lieferten rund 100000 Freiwillige binnen weniger Monate 40 Millionen Galaxienklassifikationen ab, wobei jeweils dieselbe Galaxie im Schnitt 38 Mal von verschiedenen Personen betrachtet wurde. Bei den Galaxien, für die es professionelle Klassifikationen gab, wich das gemeinsame Votum der Freiwilligen in weniger als einem Zehntel der Fälle ab, womit die Methode ihren entscheidenden Test bestanden hat. Und es gibt auch schon die ersten Entdeckungen: Zum Beispiel identifizierten die Freiwilligen eine Reihe rötlicher Galaxien als Spiralen, während diese in der Regel bläulich sind. Hätte man die übliche automatische Klassifizierung anhand allein der Farbe verwendet, wären diese Galaxien im falschen Fach »Elliptische« gelandet. Mit weiteren Überraschungen darf gerechnet werden – und mit neuen Aufträgen an die Citizen Scientists der Welt.
Daniel Fischer
Auswertung von Galaxy Zoo: www.arxiv.org/abs/0804.4483 | |
Die Homepage des Projekts: www.galaxyzoo.org |
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