Extratiefe Aufnahme des Ringnebels

Die deutsch-spanische Sternwarte auf dem Calar Alto gehört nicht unbedingt zu den Stars der modernen Astronomie — aber vor allem mit ungewöhnlichen astrofotografischen Experimenten sorgt sie immer wieder für Aufmerksamkeit.

Bild des Ringnebels in der Leier aus der Dokumentarischen Fotogalerie des Calar-Alto-Observatoriums (DSAZ/RECTA/DSA): Aufnahmen der 1,23m- und 3,5m-Spiegelteleskope mit mehreren Kameras und durch sechs verschiedene Filter wurden hier kombiniert. [Vicent Peris (DSA/OAUV), José Luis Lamadrid (DSA/CEFCA), Jack Harvey (DSA/SSRO), Steve Mazlin (DSA/SSRO), Ana Guijarro (DSAZ)]
So auch mit dieser Aufnahme des Ringnebels, den eigentlich jeder zu kennen glaubt und der doch aus wesentlich mehr als dem »eigentlichen« Ring besteht, den fast jedes Fernrohr zeigt. Neueren Studien zufolge scheint es sich um einen bipolaren Nebel zu handeln, dessen Zentrum eine zylindrisch-symmetrische Struktur oder möglicherweise auch die Form einer Sanduhr besitzt. Die Symmetrieachse dieser Struktur weist beinahe genau auf die Erde, was dem Nebel sein charakteristisches ringförmiges Aussehen verleiht. Darum liegt aber ein äußerer Nebelhalo mit einer im Prinzip kugelförmigen Gestalt aber mit einer beträchtlichen Zahl komplexerer Strukturen. Die Farbunterschiede zwischen der inneren Nebelhülle und äußerem Halo sind auf die unterschiedlichen physikalischen Rahmenbedingungen zurückzuführen, je nachdem, wie groß die Entfernung zum Zentralstern ist, hängen aber auch mit der abweichenden chemischen Zusammensetzung der Gase in den verschiedenen Zonen zusammen. Um diesen etwa 2300 Lichtjahre von der Erde entfernten Nebel in all seinen Aspekten abzubilden, wurden für diese Darstellung Aufnahmen in sechs Farbbereichen kombiniert.

Die meisten Daten stammen von Aufnahmen durch das 1,23m-Zeiss-Spiegelteleskop der Calar-Alto-Sternwarte, die innerhalb der Beobachtungszeiten des »Andalusischen Netzwerks wissenschaftlicher und technologischer Diffusionsräume« in Zusammenarbeit mit der spanischen Astrofotografengruppe »Documentary School of Astrophotography« entstanden. Mit Schmalband-Filtern, zentriert auf die Spektrallinien Hα und [OIII], wurden Bilder mit unterschiedlichen Integrationszeiten aufgenommen, insgesamt 18 Belichtungsstunden. Ergänzt wurden diese durch Breitbandaufnahmen (Johnson-Filter B, V und R) mit der am 3,5m-Teleskop des Calar-Alto-Observatoriums montierten LAICA-Kamera mit einer Gesamtintegrationszeit von 3 Stunden. Außerdem enthält das Bild 45 Minuten am selben Teleskop mit der Infrarotkamera Omega 2000 aufgenommener Archivbeobachtungen im Infrarotbereich, die auf die Spektrallinie des molekularen Wasserstoffs (2,12µm) zentriert sind und dabei helfen, die Wellenfronten des schwächeren äußeren Nebelhalos zu definieren. Um die Schmalband- und Breitbandaufnahmen aufaddieren zu können, wurden sie mithilfe konkreter Farbtöne kodiert: Cyan steht für [OIII], Rot für Hα (was kombiniert mit Hβ einen Violett-Ton ergibt) und Rot für molekularen Wasserstoff. Verarbeitung mittels Dekonvolution, der die Bereiche mit höherer Signalstärke unterzogen wurden, führt in Verbindung mit der Rauschunterdrückung im Ergebnis zu einer der detailschärfsten Ansichten des Messier-Objekts, die jemals von der Erdoberfläche aus aufgenommen wurden.

Daniel Fischer

Weitere Details und Farbauszüge: www.caha.es/the-ring-nebula_de.html
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