Ein zweiter Asteroid auf dem Orbit der Geminiden

Schon 1983 wurde entdeckt, dass die Bahnen der Geminiden-Meteore gut zum Orbit des Apollo-Asteroiden (3200) Phaeton alias 1983 TB passen (Hughes, Nature 306 [10.11.1983] 116), womit aber noch lange nicht klar ist, ob dies ein inzwischen gänzlich inaktiv gewordener Komet ist oder ein Asteroid durch einen exotischen Prozess jenen Staub in die Welt setzte, der nun jeden Dezember zu einem verlässlichen Meteorschauer führt. (2006 zum Beispiel wurde eine maximale Zenitstundenrate von 120 erreicht, und es gelangen schöne Fotos und Videos.) 2005 wurde nun mit dem Asteroiden 2005 UD ein zweiter grösserer Körper entdeckt, bei dem es sich um einen Kilometer-großen Splitter von Phaeton – und womöglich die Quelle der Taghimmelmeteore der Sextantiden – handeln könnte (Ohtsuka et al., A&A 450 [2006] L25-8). Die aktuellen Bahnelemente entsprechen nahezu perfekt denen Phaetons 2582 v. Chr.

Nähere Untersuchungen am 2005 UD zeigen jetzt, dass er mit 1,3±0,1 km Durchmesser ein Viertel so groß wie Phaeton ist (womit er 2% von dessen Masse besitzt) und ebenfalls völlig inaktiv ist (Jewitt & Hsieh, Astron. J. 132 [Oct. 2006] 1624-9). Auch besitzt er dieselbe – relativ ungewöhnliche – blaue Farbe wie Phaeton: Ein Zusammenhang der beiden ist damit sehr wahrscheinlich. Vielleicht ist der Vorgängerkörper der beiden Asteroiden einer jener mysteriösen Hauptgürtel-Kometen, der in seiner vergangenen aktiven Zeit die Geminiden-Teilchen freisetzte? Das geschah immerhin erst vor 600 bis 2000 Jahren, wobei in der Teilchenwolke rund 1,6 x 1013 kg Masse stecken, 10-mal mehr als in 2005 UD. Was freilich das Zerbrechen Phaetons bewirkte und was Kometen überhaupt im Hauptgürtel der Asteroiden verloren haben, wird dadurch auch nicht klarer. Die Leoniden 2006 brachten es kurz auf eine ZHR von 75, zeigt die weitere Auswertung: Der Peak trat kurz vor 6 Uhr MEZ auf und hatte eine Halbwertsbreite von ca. 1 Stunde (Rendtel, Meteoros 9 #12 [Dez. 2006] 234-8).

Daniel Fischer

Share
Published by
Daniel Fischer

Recent Posts

Astronomie im Winter: 3 schnelle Tipps, für die Beobachtung

Im Sommer wundervoll warm aber Astronomie im Winter eine Zumutung? Von wegen. Was Sie machen…

5 Jahren ago

Spix‘ Blick zum Mond: Hesiodus – Lichtspiele und Doppelwall

Die letzte Ausgabe des »Blicks zum Mond« ist noch einmal etwas für Frühaufsteher. Am 1.…

6 Jahren ago

Was ist eigentlich … 66?

Keine Sorge! Ich werde jetzt definitv nicht in irgendwelchen numerologischen Geheimnissen herumkramen und mich über…

6 Jahren ago

InSights Solarzellen offen – mehr Bilder

Nach der perfekten Landung von InSight auf dem Mars und dem Empfang des ersten Bildes…

6 Jahren ago

Eine Landung wie nach Drehbuch: InSight steht in der Elysium Planitia

Die Landung vom InSight auf dem Mars ist noch perfekter abgelaufen als erhofft. Nicht nur…

6 Jahren ago