Ein »richtiges« Planetensystem ist es eigentlich gar nicht, nur eines jener »Kepler Objects of Interest« (KOI), bei denen der Kepler-Satellit wiederholte Helligkeitseinbrüche eines Sterns feststellte, die den starken Eindruck von Planetentransits erwecken – aber dass wirklich Planeten dahinter stecken, ist noch nicht eindeutig erwiesen. Doch wenn die Bestätigung gelingt, und sei es nur durch den systematischen Ausschluss aller Alternativen, dann wäre KOI-351 nach dem Sonnensystem das reichste Planetensystem: Transits von drei Planeten-Kandidaten waren schon bald vom Keplerteam selbst erkannt worden, aber die komplizierte Lichtkurve des Sterns schien mehr zu bergen – und sowohl ein Team von Exoplaneten-Profis wie auch die »Planet Hunters«, über 250000 Freiwillige, die sich mit Inbrunst in Keplers Lichtkurven vertiefen, nahmen die Suche nach weiteren Planetenkandidaten auf. In nur einem Tag Abstand – mit den Planet Hunters in Führung – wurde im Oktober das übereinstimmende Ergebnis präsentiert: Der Stern hat offenbar sieben Planeten.
Da sich in der Vergangenheit von Systemen mit mehreren Planetenkandidaten praktisch keines als etwas anderes als ein echtes Planetensystem erwiesen hat, dürfte es hier kaum anders sein. Die generelle Struktur des Systems KOI-351 ähnelt der des Sonnensystems: innen fünf kleinere Planeten, erst zwei erdgroße, dann drei Supererden mit dem 2- bis 3-fachen Durchmesser, und außen zwei Gasriesen mit dem 8- bis 11-fachen. Doch das System ist wesentlich kompakter, mit selbst dem äußersten Planeten nur eine Astronomische Einheit vom Stern entfernt, während die Umlaufszeiten der Planeten zwischen 7 und 330 Tagen liegen. Die Planeten stören auch ihre Bahnen gegenseitig viel ausgeprägter, als es im Sonnensystem der Fall ist, da die Umlaufszeiten in einer ganzen Serie ganzzahliger Verhältnisse zueinander stehen. Leider hat der zentrale Stern nur 14. Größe am irdischen Himmel, so dass eine direkte Bestimmung der Planetenmassen über einen Effekt auf seine Radialgeschwindigkeit ausscheidet. Bleibt also nur Keplers strukturreiche Lichtkurve – und in der gibt es sogar ein vages Signal eines möglichen Mondes eines der Planeten.
Daniel Fischer
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