Das sonderbare Phänomen der »Hauptgürtel-Kometen« – Kleinkörpern des Sonnensystems im Kleinplanetengürtel zwischen Mars und Jupiter, die gleichwohl kometenähnliche Aktivität zeigen – ist mit dem Fund P/2013 P5 von diesem Sommer wieder um eine Facette reicher: Dieses grob 500m große Objekt zeigt gleich ein halbes Dutzend gekrümmte Staubschweife, deren Entstehungsmechanismus noch nicht endgültig geklärt ist. Modellrechnungen zeigen, dass der Staub nicht schlagartig freigesetzt worden sein kann (etwa bei einer Kollision zwischen zwei Kleinplaneten) sondern das Objekt über einen längeren Zeitraum immer wieder verlassen hat. Als besonders plausibles Szenario gilt eine regelrechte Selbstzerstörung eines Kleinplaneten, der durch Drehmomente infolge der Sonneneinstrahlung allmählich in immer schnellere Rotation geriet – bis er seine Bestandteile nicht mehr zusammenhalten konnte: Nun werden sie hin und wieder wie von einem Rasensprenger in den Raum geschleudert.
Die Hauptgürtel-Kometen, manchmal auch aktive Kleinplaneten genannt, sind eine Herausforderung für das Verständnis des Sonnensystems: Es ist kein dynamischer Mechanismus bekannt, der einen normalen Kometen aus einem der beiden Reservoire Oort-Wolke oder Kuipergürtel in den Kleinplanetengürtel bugsieren und dort mit geringer Bahnneigung und -exzentrizität hinterlassen könnte. Im Fall von P/2013 P5 sind dies 5° bzw 0,12°, und seine Bahn passt zur Kleinplanetenfamilie Flora: Das macht ihn noch einmal besonders interessant, denn Splitter von Flora-Kleinplaneten gelten als eine der Hauptquellen von Meteoriten – insbesondere den LL-Chondriten – auf der Erde. Da sich die Floras am warmen inneren Rand des Hauptgürtels aufhalten, ist es wenig wahrscheinlich, dass die Schweifproduktion von P/2013 P5 durch Reste von Wassereis nahe seiner Oberfläche angetrieben wird: Vielmehr scheint sich jeder der sechs Einzelschweife innerhalb eines Zeitraum von fünf Monaten spontan vom Kleinplaneten gelöst zu haben.
Daniel Fischer
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