Dritter Fall eines direkt abgebildeten Planeten?

Die unmittelbare Umgebung des Sterns Beta Pictoris: Die Scheibe außen wurde bereits 1996 mit dem 3,6m-Teleskop auf La Silla aufgenommen, der Innenteil des Bildes stammt vom VLT von 2003. Der mutmaßliche Planet steht nur 0,44″ vom 1000 Mal helleren Beta Pictoris entfernt. [ESO/A.-M. Lagrange et al.]
Nur eine Woche nach den gleichzeitig publik gewordenen infraroten Bildern eines dreifachen Planetensystems und den optischen eines Planeten innerhalb der Scheibe um den Stern Fomalhaut, wird noch bei einem dritten prominenten Stern der mutmaßliche direkte Nachweis eines Planeten gemeldet. Beta Pictoris sorgt schon seit genau 25 Jahren in der Exoplanetenforschung immer wieder für Schlagzeilen: 1983 entdeckte der frühe Infrarotsatellit IRAS bei ihm so starke Strahlung, dass sie nur durch eine Staubscheibe zu erklären war, und ein Jahr später wurde bei Beta Pictoris zum ersten Mal überhaupt eine solche Scheibe direkt abgebildet, die wir fast genau von der Seite sehen. Während die Bilder dieser Scheibe — vor allem dank des Hubble Space Telescope und Großteleskopen mit Adaptiver Optik — mit den Jahren immer klarer wurden, gab es auch andere Entdeckungen: etwa Hinweise auf dann und wann auf den Stern stürzende und mit Lichterscheinungen verdampfende Kometen. Und Untersuchungen der Geometrie der Staubscheibe wiesen bald auf verdächtige Lücken und kuriose Deformationen hin, die am einfachsten durch die Anwesenheit eines oder mehrerer Planeten zu erklären waren. Auch für den häufigen Kometensturz würden diese mit ihrer Schwerkraft sorgen. Nun legen französische Astronomen eine neue Auswertung fünf Jahre alter Bilder der unmittelbaren Umgebung des Sterns vor, aufgenommen mit dem Very Large Telescope der ESO und Adaptiver Optik: Sie zeigen in projizierten 8 Astronomischen Einheiten Abstand einen nahinfraroten Lichtpunkt, bei dem es sich um die vorhergesagten (und wegen seiner Jugend von 10 bis 20 Mio. Jahren noch sehr warmen) Planeten zu handeln scheint! Mit einer Temperatur von rund 1200°C und etwa 8 Jupitermassen wäre er der bei weitem sternnächste direkt abgebildete Planet; allerdings fehlt noch der Beweis, dass das Objekt wirklich zu Beta Pictoris gehört. Doch statistisch gesehen wäre ein zufällig so eng an der Sichtlinie stehender anderer Stern in der Milchstraße oder gar ein ferner Quasar extrem unwahrscheinlich. Wenn es wirklich der gesuchte Planet ist, dann hat er etwa 16 Jahre Umlaufszeit — und steht im Augenblick Beta Pictoris aus Erdsicht zu nahe, um ihn mit irgendeiner Technik nachzuweisen: Bis der Beweis seiner Echtheit geführt ist, wird es noch etwas dauern.

Daniel Fischer

Entdeckungs-Meldung: arxiv.org/abs/0811.3583
»Voraussage« der Entdeckung: www.scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2008/11/planet-bei-beta-pictoris-gefunden.php
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