Mit Spannung warten Meteorfreunde auf den Abend des 8. Oktober, wenn sich gegen 22:00 MESZ entweder ein substanzieller scharfer Ausbruch des Sternschnuppenstroms der Draconiden ereignen wird, leider an mondhellem Himmel, oder aber so gut wie gar nichts passiert. Bis zum Schluss lagen die Prognosen mehrerer namhafter Meteor-Theoretiker – jeweils mit Erfolgen in der Vergangenheit – um Zehnerpotenzen auseinander: Wird es nun eine Zenitstundenrate von knapp 1000 geben, was schon fast ein Meteorsturm wäre, von 600, von 125, was mit guten Perseiden und Geminiden mithalten würde, von 40 bis 50 – oder von nur 5, was unter den sporadischen Meteoren kaum mehr auffiele? Bei jedem Periheldurchgang alle 6,6 Jahre setzt der verantwortliche Komet 21P/Giacobini-Zinner neuen Staub frei, der unter dem Einfluss der Schwerkraft der Planeten und des Strahlungsdrucks der Sonne als sogenannte Dust Trails eigene Wege im Sonnensystem geht. Die Trails, denen die Erde dieses Jahr begegnet, stammen aus den Jahren 1900 (übrigens dem Entdeckungsjahr des Kometen) und 1907, durch die die Erde auch 1933 und 1946 flog: Damals kam es zu großen Meteorstürmen mit bis zu 10000 Meteoren pro Stunde, so weit sich die damals noch nicht standardisierten visuellen Beobachtungen rekonstruieren lassen.
Nur: Damals waren diese Dust Trails noch jung, und die Erde flog mitten hindurch – jetzt haben sie sich weiter entwickelt, und die Erde streift sie auch nur. Da genau solch eine Situation noch nie vorgekommen ist, sind die Modellrechnungen für das Hauptmaximum der Draconiden 2011 nur unzureichend abgestützt: Insbesondere sind sich die Modellrechner uneins, wie breit die ein Jahrhundert alten Dust Trails inzwischen geworden sind und ob die Erde jetzt noch substanzielle Staubmengen antreffen oder aber sie weitgehend verfehlen wird. Erst recht unklar ist das Schicksal anderer Dust Trails von 1866 bis 1894, die bereits gegen 19:00 bis 21:00 MESZ für ein kleineres Maximum sorgen könnten: Beobachtungen der 1946er Draconiden deuten darauf hin, dass die Staubteilchen speziell dieses Kometen höchst zerbrechlich sind, vielleicht haben sich so alte inzwischen ganz aufgelöst. Beobachtungen der Draconiden 2011 – und zwar nicht nur am 8. sondern um des Kontexts willen auch am 7. und 9. Oktober – haben also einen großen Wert für die Wissenschaft: Trotz des hellen Mondes (keine vier Tage vor Vollmond zu 91% beleuchtet), der beim Hauptmaximum am 8. z.B. über Deutschland rund 33° hoch stehen wird, sollten sich visuelle und Videobeobachtungen lohnen.
Daniel Fischer
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