Doppelstern erklärt kosmischen »Rasensprenger«

Die wenigsten Planetarischen Nebel sind so kugelrund wie man es erwarten würde, wenn ein einzelner Stern – selbst eine Kugel – am Ende seines Lebens seine äußere Hülle in den interstellaren Raum verliert: Oft haben diese Wolken sehr komplexe Strukturen, vielfach von Symmetrien geprägt. Liegt das daran, dass Magnetfelder das Abströmen des Gases beeinflussten, oder dichte Ringe um den Stern den Abfluss behindern? Oder kommt es zu den überraschenden Formen, weil gar nicht ein einzelner sondern ein Doppelstern verantwortlich war? Das letztere Szenario konnte nun für den Planetarischen Nebel Fleming 1 alias Hen 2-66 alias PN G290.5+07.9 bewiesen werden, der zwei ausladende Gasjets besitzt: Spektren des vermeintlich einzelnen Zentralsterns mit dem FORS-Instrument am Very Large Telescope zeigen nämlich eine periodische Aufspaltung der Linien.

Das bedeutet, dass hier zwei Weiße Zwerge umeinander kreisen, mit einer Umlaufsperiode von nur 1,2 Tagen. Zwar kennt man Doppelsterne auch in einigen anderen Planetarischen Nebeln, aber ein Paar aus Weißen Zwergen – mit 0,5 bis 0,9 bzw. 0,7 bis 1,0 Sonnenmassen – ist neu. Im Laufe ihrer gemeinsamen Entwicklung ist ein Stern dem anderen etwas voraus geeilt und schneller angeschwollen: Gas von ihm strömte zum anderen hinüber, um den sich eine Akkretionsscheibe bildete – die wiederum durch die Anwesenheit des anderen Sterns in eine Präzessionsbewegung versetzt wurde. Zu den Polen herausschießendes Gas wurde daher in eine ständig schwankene Richtung gelenkt: So entstanden die beiden punktsymmetrischen Jets. Auch für andere Details des eigentlichen Planetarischen Nebels – die man häufig findet – dürfte die Paar-Natur des Zentralsterns entscheidend sein.

Daniel Fischer

ESO-Pressemitteilung:
www.eso.org/public/news/eso1244
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