38 junge Sterne nahm die Advanced Camera for Surveys des Hubble Space Telescope für ein Projekt unter die Lupe, und gleich 14 Mal fand sie etwas vor, nach dem gar nicht gesucht worden war: ein Muster aus leuchtendem Gas, das stark an jenes »V« aus Gischt erinnert, das ein Schnellboot im Wasser begleitet. Die Physik ist tatsächlich in Maßen vergleichbar, aber während im irdischen Fall verdrängtes Wasser mit ruhendem wechselwirkt, ist es im Weltraum der Wind der Sterne, der auf das interstellare Medium trifft. Und wenn der Stern schnell genug ist, stellt sich die charakteristische Form eines Bugschocks ein. Das Phänomen kannte man schon von sehr massereichen Sternen, die einen enormen Materiewind ausstoßen: Die Bugschocks sind dann sehr ausgedehnt. Aber nun hat sich überraschend gezeigt, dass auch weniger große Sterne (mit ein paar bis höchstens acht Sonnenmassen) dieses Phänomen zeigen, wenn sie nur wenige Millionen Jahre jung sind und noch starke Winde besitzen, und es sogar recht häufig ist. Entscheidend ist aber eine hohe Geschwindigkeit von typischerweise 50 km/s: Dazu müssen die Sterne aus ihren Geburtsregionen, dichten Sternhaufen, von dynamischen Prozessen hinausgeschleudert worden sein. Eine Supernova in einem Binärsystem kommt dabei in Frage, bei der der überlebende Partner einen großen Impuls davonträgt, oder die Begegnung eines Doppelsterns mit ein oder zwei weiteren Sternen, wobei es auseinander gerissen wird. Neue Durchmusterungen sollen nun aufklären, wie groß die Population dieser »ballistischen Sterne« wirklich ist, einzelne Fälle werden im Detail untersucht (wie stark wird eigentlich die Umgebung beeinflusst?), und numerische Simulationen sollen nachvollziehen helfen, wie die Bugwellen exakt zustande kommen.