Am Samstag, dem 19. Juni, gibt es um 17:00 Uhr in zahlreichen Städten Deutschlands und Österreichs gleichzeitig die seltene Gelegenheit, einen außergewöhnlichen Dokumentarfilm zu betrachten: Es ist der erste in Deutschland produzierte überhaupt, der mit 3D-Technik gedreht wurde, und der erste weltweit, bei dem bodengebundene Astronomie ganz im Mittelpunkt steht. »Das Auge 3D« von Nikolai Vialkowitsch vermittelt Blicke auf das Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte, die Menschen, die damit zu tun haben, und die extreme Wüstenlandschaft der Atacama mit einer überwätigenden Eindringlichkeit, ohne dabei jedoch mit 3D-Effekten zu protzen oder sich dem hysterischen Stil »moderner« TV-Wissenschaftsdokus hinzugeben.
Im Gegenteil: Mit einer bedächtigen Erzähltechnik, die dem Zuschauer Zeit lässt, in die moderate Tiefe der scharfen Bilder einzutauchen, werden die Protagonisten – Mensch wie Technik – vorgestellt und geradezu ein Gefühl des Dabeiseins vermittelt. Und dank der vollen Kino-Auflösung wird auch der Astronomie-Kenner noch manch unbekanntes Detail an den berühmten Teleskopen (inklusive der Hilfstelekope und des gewaltigen VLT-Interferometers im Untergrund) entdecken. Eigentlich wollte Vialkowitsch, der das kühne Filmprojekt 2009 im Rahmen des Internationalen Jahres der Astronomie realisieren konnte, einem Astronomen bei der konkreten Arbeit hautnah über die Schulter schauen, doch angesichts des – auch monetären – Werts jeder Minute Beobachtungszeit war das nicht möglich. Stattdessen begleitet die Kamera einen ESO-Astronomen bei einem Standort-Test für das European Extremely Large Telescope auf einen Nachbarberg des Cerro Paranal, bis auf einen wackligen Messturm hinauf. Und auch die Nacht über der Atacama kommt nicht zu kurz: Prächtige Zeitraffersequenzen des Sternenhimmels über der mondbeschienenen Steinwüste runden das überaus gelungene 45-Minuten-Werk ab, das trotz des aktuellen 3D-Booms noch viel zu selten den Weg in die Kinos findet. Die »Massenaufführung« am 19. Juni sollte sich daher kein Astronomie-Fan entgehen lassen.
Daniel Fischer
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