CoRoTs größter Fang: ein Planet, auf dem man stehen könnte

Wir kennen wenig mehr als seine Umlaufsperiode, die mit 20,5 Stunden die kürzeste aller sicher nachgewiesenen Exoplaneten ist, und seinen Durchmesser: Mit dem nur 1,7- bis 2-fachen des Erddurchmessers ist CoRoT Exo-7b der kleinste je direkt vermessene Planet eines anderen Hauptreihensterns. Was aber leider noch fehlt (und konkrete Aussagen über das Erscheinungsbild dieser exotischen Welt kaum möglich macht), ist eine verlässliche Massenbestimmung. Zwar waren erste Anzeichen des Planeten schon kurz nach dem Beginn der Messungen des CoRoT-Satelliten 2007 gefunden worden: Die Helligkeit des Sterns ging regelmäßig für kurze Zeit auf eine Weise zurück, die für den Durchgang eines kleinen Planeten sprach. Aber das Signal war so schwach, dass der Fall sogar für Wochen aus der Liste der Kandidaten flog, die näher untersucht werden sollten. Diese Ehre wurde ihm schließlich doch zuteil, und Teleskope auf der Erde bestätigten die Transits. Was aber lange nicht gelingen wollte, war die entscheidende Beobachtung eines klaren Radialgeschwindigkeitseffekts, den ein Planet dem Stern aufzwingen müsste: Schließlich würde er — sonst gäbe es ja keine Transits — in einer Ebene senkrecht zur Himmelsebene umlaufen und auf größtmögliche Weise am Stern »zerren«.

Um 1/3 Promille geht die Helligkeit des Sterns CoRoT Exo-7 im Sternbild Einhorn zurück, wenn sein Planet vor dem Scheibchen vorbeizieht: Für den Satelliten CoRoT außerhalb der Erdatmosphäre trotzdem kein Problem. Der Durchmesser des Planeten, der kleinste je direkt gemessene, lässt sich aus diesen Daten ableiten, die Masse aber nicht – die ist auch nach über einem Jahr intensiver Arbeit noch nicht geklärt. [Observatoire de Paris]
Der Stern selbst half dem internationalen Astronomenteam auch nicht gerade: Mit Sternflecken die kamen und gingen, täuscht er Radialgeschwindigkeitseffekte vor, und das Planetensignal konnte erst nach über einem Jahr isoliert werden. Es war sehr gering, höchstens 4,5m/s, womit auch ausgeschlossen war, dass es sich um einen Braunen Zwerg oder Zwergstern handeln könnte: Ein weiterer heißer und massearmer Planet also, mit geschätzten 1000°C bis 1500°C Oberflächentemperatur sicherlich unbelebt. Als die Entdeckung am 3. Februar — 422 Tage nach den ersten CoRoT-Messungen — auf einer Tagung in Paris bekannt gegeben wurde, kamen immer noch neue Radialgeschwindigkeitsmessungen herein, und die Interpretation der Daten änderte sich fast täglich. Pressemitteilungen in mehreren Ländern — CoRoT ist ein multinationales Projekt mit komplizierter Management-Struktur — wurden geschrieben und revidiert und stimmten zum Schluss nicht mehr überein: Die Masse von Exo-7b, aber auch die Zahl der Planeten im System blieb verwirrend.

Sicher weiß man nur, dass es 7b gibt und er eine harte Massenobergrenze vom 11-fachen der Erdmasse besitzt. Als wahrscheinlichsten Wert betrachten zumindest die deutschen Auswerter rund 6,3 Erdmassen, doch gegenüber interstellarum halten sie weitere Revisionen in der nächsten Zeit für wahrscheinlich. In jedem Fall liegt damit die Dichte des Planeten im Bereich der Gesteinsplaneten unseres Sonnensystems! Als »heißen Neptun«, um die es sich bei anderen Exoplaneten der 5-Erdmassen-Klasse auch handeln könnte, kann man ihn nicht beschreiben, doch auch mit einer »zweiten Erde« hat er angesichts seiner Sternnähe (2,5 Mio. km) und Temperatur wenig gemein. Er muss mindestens zur Hälfte aus Gestein bestehen, aber die Oberfläche kann ebenso von Lava wie einem tiefen Ozean bedeckt sein, umgeben von heißem Wasserdampf. Ob er sich seinen Stern mit einem oder sogar zwei weiteren Planeten mit wenigen Tagen Umlaufszeit teilt, ist auch noch nicht klar: Da ist mindestens ein weiteres periodisches Signal, das ein Planet mit 14 Erdmassen und 9 Tagen Periode verursachen könnte, aber Sternflecken könnten es eventuell vortäuschen. Und die Hinweise auf einen dritten Planeten mit 4 Tagen Umlaufszeit sind noch vager. Von CoRoT Exo-7b werden wird noch hören: Weitere bodengebundene Beobachtungen sind schon gebucht. Derweil harren hunderte weitere CoRoT-Planetenkandidaten der Verifizierung — und am 5. März soll mit Kepler der NASA ein noch besserer Fotometriesatellit starten.

Daniel Fischer

Pressemitteilung des DLR: www.dlr.de/desktopdefault.aspx/tabid-1/86_read-15681
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