Schon wieder haben »Citizen Scientists« ein Teilgebiet der Astronomie spürbar voran gebracht: Über 35000 Teilnehmer des Milky Way Project schauten auf Bildausschnitte der Milchstraße des NASA-Infrarotsatelliten Spitzer und markierten alle mutmaßlichen Blasenstrukturen im interstellaren Medium. Solche Blasen entstehen um junge Sterne und Sternhaufen, deren Strahlungsdruck und Sternwind das interstellare Gas fort und zusammen drückt, während die UV-Strahlung der Sterne den Rand der Gasblase zum infraroten Leuchten bringt: Ein erster Katalog dieses Phänomens, den ein einzelner Spitzer-Forscher mühsam erstellt hatte, enthält rund 600 Exemplare. Doch um die Statistik zu verbessern und die Rolle dieser Blasen in der Milchstraße zu ergründen, waren weit mehr Fälle erforderlich: eine ideale Aufgabe für das »Zooniverse«-Projekt, bei dem tausende Freiwillige durch eine schon mehrfach erprobte Internetplattform an astronomische und andere Datensätze herangeführt werden. Nur zwei Jahre nach dem Beginn der Blasensuche im »Milky Way Project« liegen schon die ersten wissenschaftlichen Veröffentlichungen vor.
Insgesamt 5106 infrarote Blasen haben die Citizen Scientists in einem 130° langen und 2° breiten Streifen der Milchstraße gefunden, dabei 86% der schon bekannten Blasen wiedergefunden und ihre Zahl insgesamt fast verzehnfacht: Eine Blase gilt dabei als echt, wenn sie mindestens fünf Projektteilnehmer markiert haben. Jede dritte Blase liegt auf dem Rand einer anderen oder hat Begleiter: Statistische Untersuchungen über Kettenreaktionen der Sternentstehung in der Milchstraße sind nun möglich. So gibt es eine klare Korrelation von massereichen Jungsternen und Blasen – und bei den größeren Blasen sitzen überproportional viele junge Sterne auf ihren Rändern. Das passt zu der beliebten Hypothese von »collect & collapse«: Das von den neuen Sternen zusammen geschobene interstellare Material erreicht eine solche Dichte, dass hier wiederum Sternentstehung ausgelöst wird. Ungefähr jeder fünfte massereiche junge Stern in der Milchstraße, so eine erste Abschätzung anhand des Milky Way Project, verdankt diesem Effekt seine Existenz. Die Arbeit der Freiwilligen ist derweil noch nicht beendet: Nun geht es darum, die tausenden von Blasen genauer zu vermessen, genaueren statistischen Analysen zuliebe.
Daniel Fischer
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