Blitzschlag legt Sternwartenpräsenz lahm

Das Sonnenobservatorium Kanzelhöhe in Kärnten. [Dr. Poetzi, Sonnenobservatorium Kanzelhöhe]Wer im Internet Anfang August die Seite des österreichischen Observatoriums Kanzelhöhe für Sonnen- und Umweltforschung aufrief, sah sich enttäuscht: Die Sternwarte, die vor allem wegen ihrer umfänglichen täglichen Datensammlungen und Zeichnungen zur Sonnenaktivität in verschiedenen Wellenlängenbereichen auch in Amateurkreisen einen sehr guten Ruf besitzt, war per Internet nicht erreichbar. Was war passiert?

Am 30. Juli hatte es — wie so oft in dieser Jahreszeit — über dem Berg Gerlitzen in den österreichischen Alpen, auf dessen halber Höhe die Sternwarte etwa 10km nordöstlich von Villach entfernt liegt, ein schweres Gewitter gegeben. Um 17:24 Uhr schlug ein Blitz in die Telefonanlage ein und beschädigte das Modem mit dem Router. Außerdem wurden ein Teil der Wetterstation mit Instrumenten zur Windmessung und die Messkarte für das UV-B-Messnetz außer Kraft gesetzt. Dadurch kam es zu Ausfällen bei den Messungen der Windgeschwindigkeit und der UV-Einstrahlung, die in Zusammenarbeit mit der UV-Forschungsgruppe der Medizinischen Universität Innsbruck auf der Kanzelhöhe durchgeführt werden. Nachdem Telefon und Modem relativ schnell ausgetauscht werden konnten, hatte es mit dem Router ein wenig länger gedauert: Sowohl der Netzwerktechniker, als auch der Ersatzteillieferant der Universität Graz waren gerade im Urlaub, als der Blitz einschlug. Aber nach gut 10 Tagen waren alle Schäden behoben und die Kanzelhöhe wieder online.

Die Aufzeichnungen zur Sonnenaktivität waren allerdings von dem Ereignis zu keinem Zeitpunkt betroffen und wurden fortgeführt. Sie sind dem Onlinearchiv hinzugefügt worden, das übrigens bei den Zeichnungen (mit ein paar Lücken) bis ins Jahr 1944 zurückreicht und so zumindest von diesem Zeitpunkt an für längerfristige Untersuchungen zur Verfügung steht.

Manfred Holl

Observatorium Kanzelhöhe: www.kso.ac.at/
UV-Forschungsgruppe Uni Innsbruck: www.uv-index.at/
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