Begegnung der Roten Flecken Jupiters bleibt folgenlos

Rote Flecken Jupiters (1)

Nun sind sie aneinander vorbeigezogen, der (ehemals White) Oval Spot BA alias Red Junior und der Große; Rote Fleck, und zu einer nennenwerten Wechselwirkung des erst 1998-2000 durch die Fusion dreier kleinerer Wirbel entstandenen und erst im Dezember 2005 rot gewordenen kleinen Sturms mit dem jahrhundertealten großen Wirbel scheint es nicht gekommen zu sein: Zu weit liegen sie in Breite auseinander. Der kleinere Sturm wurde lediglich etwas gequetscht und damit elliptischer, wie es ihm auch schon bei den GRF-Begegnungen 2002 und 2004 widerfahren war. Das Rendezvous hat gleichwohl zu Interesse nicht nur unter Amateurastronomen sondern auch in der Fachastronomie geführt, und mehrere hochauflösende Infrarot-Aufnahmen der beiden sind nun publik geworden, zuerst von Gemini Nord und nun auch von Keck II. Am 20. Juli hatte das Hawaii-Teleskop mit seiner Kamera NIRC2 und Adaptiver Optik die Flecken bei 1,58 µm Wellenlänge erwischt (links): Während sie im sichtbaren Licht ähnlich aussehen, unterscheiden sie sich im nahen Infraroten deutlich. Das Oval BA erscheint nun etwas dunkler als der GRF, was wohl bedeutet, dass es nicht so hoch in die Atmosphäre ragt und deswegen das von ihm reflektierte Sonnenlicht von mehr Molekülen wie Methan absorbiert wird.

Rote Flecken Jupiters (2)

Der GRF reicht etwa 8 km über das umgebende Gas hinaus, und die überraschende Rotfärbung des Oval AB hatte man im Zusammenhang mit einem Anstieg seiner Wolken auf eine ähnliche Höhe gesehen – das ist aber offenbar nicht der Fall, jedenfalls nicht so ausgeprägt wie beim GRF. Ohnehin ist der chemische Hintergrund der Verfärbung nicht verstanden: Wurden im Oval AB plötzlich Verbindungen aus tieferen Atmosphärenschichten hochgesaugt, die schon röter waren oder sich erst im Sonnenlicht verfärbten? Ein genereller Höhengewinn des Ovals könnte auch mit einer globalen Klimaänderung auf Jupiter zusammenhängen, die wiederum mit dem Verschwinden mehrerer kleiner Wirbel in letzter Zeit zusammenhängt, die früher für einen Temperaturausgleich sorgten. Für die Theoretiker bleibt also noch einiges zu tun, und dabei hilft auch ein weiteres Keck-Bild bei 5 µm (rechts): Hier erscheinen beide Stürme dunkel in Absorption vor Wärmestrahlung aus grösserer Tiefe, die in wolkenfreien Zonen rund um die Wirbel aber durchkommt. Die Keck-Aufnahmen erreichen 0,1 “ Auflösung: Eigentlich schafft das Teleskop mit seiner Adaptiven Optik sogar die doppelte Schärfe, aber mit dem Jupiter hatte man das System noch nie vorher ausprobiert, und teilweise musste Io als Referenz-»Stern« für die Messung der Bilddeformation durch die Luftunruhe herhalten.

Daniel Fischer

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