Nachrichten aus der Astro-Szene

„Astronomy Rewind“: 100 Jahre Geschichte werden verdaut

Seit einem Jahrzehnt schon lässt das „Zooniverse“ riesige Scharen Freiwilliger per Internet auf vielfältige astronomische (und inzwischen auch andere) große Datensätze los: Das menschliche Auge und Gehirn kann einfach vieles besser erkennen und zügiger bewerten als noch so gut trainierte Computer. 1,6 Mio. User haben sich so bereits mit über 4 Mrd. Bildern befasst. Das neueste Projekt beschäftigt sich einmal nicht mit neuen Daten sondern ganz alten – die in Fachartikeln aus einer Zeit schlummern, als ausschließlich auf Papier publiziert wurde. Konkret geht es um die vier einflussreichen Zeitschriften der American Astronomical Society, die seit über hundert Jahren erscheinen: Zwar sind längst alle Bände eingescannt worden und problemlos online verfügbar, doch die Abbildungen darin sind nicht systematisch erfasst oder bequem zu benutzen.

Astronomy Rewind“ schafft Abhilfe: In zufälliger Reihenfolge erscheinen die Scans auf dem Bildschirm, mit der Bitte um grobe Klassifizierung des Seiteninhalts. Gesucht werden Himmelsaufnahmen in allen Wellenlängen: Wenn sie bereits mit Koordinaten beschriftet sind – das sind die besten Funde – oder es genug Sterne gibt, um das Feld automatisch lokalisieren zu können, sind die historischen Bilder bereit für den Import in moderne Himmelskarten-Software, etwa das WorldWide Telescope.

Astronomy Rewind entfaltet rasch einen besonderen Reiz für astronomiegeschichtlich Interessierte aber auch Amateurastronomen, die so manches Himmelsobjekt wieder erkennen werden – nur eben von einer früheren Generation beobachtet. Und genau darum geht es: Hat sich seitdem etwas verändert? Astronomy Rewind schafft quasi eine Himmelskarte mit zusätzlicher zeitlicher Dimension.

LINKS:
Frontpage des Projekts: astronomyrewind.org
Press Release der AAS: https://aas.org/media/press-releases/astronomy-rewind
Alte Bilder im WWT demonstriert: https://www.youtube.com/watch?v=uJGTgNJ_V7E

Daniel Fischer

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Daniel Fischer

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