Abenteuer Astronomie

Er hat einen Durchmesser von grob 320 Meter, auf einen Faktor zwei genau, und wird der Erde am 31. Oktober bis auf 1,3 Monddistanzen nahe kommen: Bis zum August 2027 wird sich kein bekannter Asteroid dieser Größe der Erde derart nähern (dann kommt 1999 AN10 bis auf einen Mondabstand heran), und seit 2006 ist vergleichbares nicht mehr vorgekommen. Das macht den Besuch von 2015 TB145 viel interessanter als die vielen anderen nahen Vorbeiflüge kleinerer Asteroiden jeden Monat – und den kosmischen Felsen auch zu einem der besten Ziele für Radarbeobachtungen seit Jahren: Im Idealfall müsste er sich mit der kalifornischen Goldstone-Antenne als Sender und mehreren Radioteleskopen in den USA als Empfänger mit zwei Meter Auflösung abbilden lassen. Die Bahneigenschaften von 2015 TB145 – hohe Exzentrizität (0,86) und Bahnneigung (40°) – erinnern stark an einen Kometen: Vielleicht handelt es sich um einen inaktiven Kometenkern, wie er noch nie in Erdnähe von Radar erfasst wurde. Mit 35km/s wird er an der Erde vorbei schießen, auch dies ist ein ungewöhnlich hoher Wert.

Die Sichtbedingungen im deutschen Sprachraum sind dabei ziemlich gut: In der Nacht vom 29./30. Oktober noch 14m schwach im Stier, wechselt 2015 TB145 in der Nacht 30./31. Oktober in den Orion und steigt fast 50° hoch am Himmel bei 11. Größenklasse – allerdings mit dem sehr störenden 83% beleuchteten Mond in nur 15° Abstand. Die bei weitem beste Sicht dürfte sich dann am Abend des 31. Oktober bieten, allerdings nur ein oder zwei Stunden lang: Kurz nach der größten Helligkeit (10,m0 gegen 15:30 MEZ) und Erdnähe (487.000km vom Erdmittelpunkt um 18:00 MEZ) steht der Asteroid bei Dämmerungsende und ohne störendes Mondlicht rund 17° hoch in Ursa Major, noch etwa 10,m7 hell! In den folgenden zwei Stunden fällt die Asteroidenhelligkeit rapide auf 12,m5, weil der Phasenwinkel zu- und sein beleuchteter Teil stark abnimmt; 2015 TB145 steht dann auch nur noch 10° hoch in den Jagdhunden. Am Abend des 1. November sind schließlich – wieder fern der Erde und fast im Gegenlicht – nur noch rund 19m zu erwarten, und das Schauspiel ist definitiv vorbei.

Daniel Fischer