Meldungen aus der Forschung

Anflug auf Asteroid Ryugu: eine Woche noch bis zur Ankunft von Hayabusa 2

In ungefähr einer Woche – nominell am 27. Juni, es kann aber um ein paar Tage schwanken – wird die japanische Raumsonde Hayabusa 2 ihren Zielasteroiden (162173) Ryugu erreichen und zunächst 20 km Abstand einnehmen, bevor die spannenden Operationen mit Landungen und Probenentnahmen beginnen. Und schon im Anflug hat Ryugu überrascht, mit einer trotz nur 900 m Durchmesser ziemlich runden Gestalt und einem auffälligen Gürtel am Äquator: vermutlich eine Gebirgskette.

Fast wie ein auf einer Spitze rotierender Würfel sieht der kleine Asteroid aus, der sehr wahrscheinlich ein Bruchstück eines größeren Ursprungskörpers ist, der einst im Hauptgürtel eine Kollision erlitt. Die rund 900 Meter Durchmesser entsprechen verblüffend genau der Erwartung nach intensiven Beobachtungen des – dann nur als Lichtpunkt erscheinenden – Körpers von der Erde aus, und auch sonst ist er den Hayabusa-Planern gewogen. Weil Ryugus Rotationsachse praktisch senkrecht auf der Sichtrichtung während des Anflugs wie der Bahnebene steht, zeigt Ryugu während seiner langsamen Umdrehung rückwärts alle 7½ Stunden der Teleoptik der Navigationskamera alle Seiten, und schon jetzt kann mit der Planung der anspruchsvollen Mission vor Ort begonnen werden. Auch wurden bisher keinerlei Monde (bis 50 cm Durchmesser hinab) gefunden, die ein Risiko dargestellt hätten. Bis zum 3. Juni war das Ionentriebwerk von Hayabusa 2 gelaufen, um ihn bis in 3100 km Abstand zu bringen, dann übernahmen kleine Düsen die Navigation: Um den 27. Juni soll die Distanz bis auf 20 km geschrumpft sein, bis Ende Juli auf 5 km, und im August soll es bis auf einen Kilometer Höhe hinunter gehen. Dann steht nach der vorangegangenen optischen Kartierung die Vermessung des Schwerefelds von Ryugu („Drachen-Palast“) auf dem Programm, bevor im Herbst die Landeoperationen beginnen.

Die Annäherung von Hayabusa 2 an Ryugu im Juni (unten das Datum) und die Größe des Asteroiden für die Tele-Navigationskamera in Pixeln: Allein bis Monatsende wird sich die Bildschärfe gegenüber den Aufnahmen oben noch einmal verzehnfachen!. [JAXA]
Der direkte Kontakt mit dem primitiven Asteroiden ist die Hauptaufgabe dieser kühnen Mission, und er soll auf gleich mehrfache Weise stattfinden: mit einem Impaktor, der einen frischen Krater schlägt, dreimal direktem Kontakt durch Hayabusa 2 selbst, um mit einer Art Rüssel Bodenproben einzusammeln (eine davon besonders frisch aus nämlichem Krater), und mit erstaunlich vielen kleinen Landeeinheiten. Neben fünf Zielmarkierungen, die einfach auf die Oberfläche abgeworfen werden, sind dies der Lander MASCOT aus Deutschland und Frankreich, der sich in seiner kurzen Lebenszeit hüpfend fortbewegen soll, und die beiden MINERVA-2-Lander aus Japan, von denen sich einer wiederum in zwei Hälften aufspalten soll. Nach dem aktuellen Zeitplan finden bereits im September/Oktober 2018 die erste Probenentnahme statt und gehen einer oder mehrere der Lander nieder, wobei MASCOT vermutlich dabei sein wird. Dann folgt eine Pause, während die Sonnennähe Ryugus aus Erdsicht die Kommunikation mit Hayabusa 2 stört. Ab Januar 2019 dann der Endspurt: zweite Probenentnahme im Februar, Krater-Erzeugung in März oder April, dritte Probenentnahme im April oder Mai, schließlich alle noch ausstehenden Landungen kleiner Begleiter im Juli. Ende des Jahre verlässt Hayabusa 2 dann den Asteroiden wieder, und im Dezember 2020 sollten die eingesammelten Proben die Erde erreichen.

LINKS:
Die neuesten Bilder: http://www.hayabusa2.jaxa.jp/topics/20180619je
Der Zeitplan: http://www.hayabusa2.jaxa.jp/topics/mission_schedule_e
Updates in Englisch: http://www.hayabusa2.jaxa.jp/topics/information_e

Daniel Fischer

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