Ist eine Salzlagerstätte im ausgedehnten Hochland Meridiani Planum möglicherweise der Zeuge eines der letzten Seen auf dem Roten Planeten? Seit Menschengedenken steht der Mars als markant rötliches Scheibchen am nächtlichen Himmel. Und genau wegen dieses optischen Auftrittes wurden dem äußeren Nachbarn auch die martialischen Attribute des römischen Kriegsgottes zugeschrieben.
Bis ins ersten Drittel des zwanzigsten Jahrhundert hinein lebte die Wissenschaft in und mit der Annahme, die auffällige Färbung der Planetenoberfläche resultiert aus der Verödung des Mars zur Wüste und die erst kurz zuvor (1877) entdeckten »Marskanäle« , letztlich eine Fehldeutung feiner Linienstrukturen, zeugten vom vergeblichen Versuch, das verbliebene Wasser einem industriellen Verteilerkreislauf zuzuführen.
Erst um 1930 herum setzte sich langsam die Erkenntnis durch, es könnte sich hierbei um optische Täuschungen handeln, wie sie die Linienverstärkung der visuellen Bildverarbeitung im Gehirn bei besonderen Kontrastverhältnissen verursacht. Die Grundvorstellung der Verödung des Mars indes ist auch nach heutigem Kenntnisstand prinzipiell nicht so unzutreffend, wie das Postulat der »Canali«.
Allgemein anerkannt ist die Hypothese eines wasserreichen Mars vor etwa vier Milliarden Jahren. Vor dem Hintergrund großer Mengen fossilem, nicht-polaren Wassereises kann geschlossen werden, dass der Planet in seiner Vergangenheit mindestens einmal eine subaerische Kryosphäre (oberirdisches, festes Wassereis) trug, die bis in die Äquatorialzone reichte. Auch sind deutliche Hinweise auf die langandauernde Gegenwart flüssigen Wassers auf der Oberfläche bekannt. Zu jener Zeit muss sich die Atmosphäre im Vergleich zur Gegenwart in einem fundamental anderen Zustand befunden haben. Sie war wesentlich dichter, als sie sich in der Gegenwart präsentiert.
Erst als Mars einen Großteil seiner Atmosphäre durch die Einwirkung des Sonnenwindes in Verbindung mit seiner geringen Gravitation, dem fehlenden Magnetfeld und/oder auch durch die Kollision mit einem größeren Himmelskörper verlor, konnte sich das Wasser in flüssiger Form nicht mehr auf der Oberfläche halten. Eine Salzlagerstätte in der äquatornahen Hochebene Meridiani Planum entpuppt sich dabei möglicherweise als eines der letzten Relikte aus dem Zeitalter des wasserreichen Mars. Sie wäre somit einer der letzten Orte des Planeten, an dem noch hypothetisches Leben existiert haben könnte. Die rund 46m² große Lagerstätte befindet sich unweit der Landestelle des Rovers Opportunity und hat sich wohl ähnlich wie Salzpfannen hier auf der Erde gebildet: Durch Austrocknung eines stehendes Gewässers. Geländeformationen in der Umgebung sowie mineralogische Analysen deuten darauf hin, dass sich die Salzpfanne vor nicht mehr als 3,6 Milliarden Jahren gebildet haben kann. Damit hätte sich der Vorgängersee über einige hundert Millionen Jahre länger gehalten, als der größte Teil der übrigen Marsgewässer. Mithin könnte es sich nicht nur um einen der allerletzten Marsseen gehandelt haben, er muss sogar recht lebensfreundlich und keineswegs extrem salzhaltig gewesen sein. Ausdehnung und Mächtigkeit der Chloridschicht deuten darauf hin, dass der letzte bekannte See des Mars nur etwa acht Prozent des Salzgehaltes irdischer Ozeane aufwies.
Lars-C. Depka
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