Plutos Impaktkrater spiegeln ganzen Kuiper-Gürtel wieder

Wie die Pluto-Krater die Größenverteilung im Kuiper-Gürtel nachzeichnen: Die gezackte weiße Linie ist die aus ihnen ableitete Zahl von Objekten größer als ein bestimmter Durchmesser (x-Achse) pro Quadratgrad (y-Achse), die zu den kleinsten hin deutlich abflacht. Die weißen Punkte sind direkt beobachtete Kuiper-Objekte, der rote ein aus der aus Hubble-Beobachtungen ausgeknipster Sterne indirekt ermittelter Wert. Und die dünnen Kurven sind zwei Modelle für die Verteilung, einmal durch den Hubble-Punkt gezwungen (gelb) und so wie im Asteroiden-Gürtel angesetzt (blau): Letzteres passt perfekt, außer am linken Rand, wo aber die Pluto-Kraterstatistik unvollständig sein dürfte (grüner Streifen). Alex Parker

Vier Monate nach dem Vorbeiflug der Raumsonde New Horizons am Zwergplaneten Pluto ist etwa ein Fünftel der dabei aufgenommenen Daten zur Erde übertragen worden, wodurch insbesondere die Bilder viel deutlicher als die hochkomprimierten ersten Blicke im Juli geworden sind. Prompt gibt es neue Entdeckungen, etwa ein Paar möglicher Eisvulkane (wobei die Interpretation nur auf ihrer vulkanähnlichen Gestalt beruht) und auf der besonders scharf gesehenen Hälfte Plutos konnten 1070 Einschlagskrater gezählt werden (vgl. Abb. 1). Die Westhälfte des helle »Herzens« Tombaugh Regio, die Ebene Sputnik Planum (alle Namen sind weiter nur vorläufig) enthält freilich keinen einzigen und kann damit höchstens 10 Millionen Jahre alt sein, der Ostteil ist etwas verkratert und rund 1 Milliarde Jahre alt, und andere, stark verkraterte Gebiete, sind seit 4 Milliarden Jahren unverändert. Die große Alterspanne ist selbst wieder eine wichtige Entdeckung, zeigt sie doch, dass der Zwerg die gesamte Geschichte des Sonnensystems hindurch immer wieder einmal neue Oberflächen erhielt.

Aufschlussreich ist aber auch die Größenstatistik der Einschlagskrater, von denen es mehr gibt als individuell bekannte Körper im Kuipergürtel. Deren Größenverteilung lässt sich aus den Plutokratern direkt ablesen, insbesondere was die ganz kleinen Körper betrifft, die von der Erde aus direkt gar nicht zu beobachten sind. Es hatte aufgrund von Beobachtungen des Hubble Space Telescope, das zuweilen Sterne kurz verschwinden sah, eine Hochrechnung auf sehr viele Mini-Kuiper-Objekte gegeben, doch die Pluto-Krater widerlegen das: Die Verteilung ist eher wie im Asteroidengürtel (vgl. Abb. 2). Damit gewinnt offenbar ein Entwicklungsmodell, bei dem die Kuiper-Objekte schon groß geboren werden und sich nicht aus sehr kleinen Komponenten zusammen ballen, wie es eine populäre Alternative sah. Und das keine 60km große Kuiper-Objekt 2014 MU69, auf das New Horizons gerade Kurs genommen hat für einen engen Vorbeiflug am 1. Januar 2019, könnte überraschend eines jener Ur-Objekte des Sonnensystems sein, wie sie noch keine Sonde besucht hat.

Daniel Fischer

NASA Veröffentlichung:
solarsystem.nasa.gov/news/2015/11/09/four-months-after-pluto-flyby-nasas-new-horizons-yields-wealth-of-discovery
Purdue University Veröffentlichung:
purdue.edu/newsroom/releases/2015/Q4/an-ammonia-water-slurry-may-swirl-below-plutos-icy-surface.html
SETI Institute Veröffentlichung:
seti.org/seti-institute/press-release/plutos-moons-spinning-wildly
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