Mit dem »Galaxy Zoo« war Ende des vergangenen Jahrzehnts zum ersten Mal demonstriert worden, dass Laien für die visuelle Auswertung wissenschaftlicher Daten genauso gut geeignet sind wie Profis in dem Fach – wenn es nur genügend sind. Dann freilich können sie auch gleich wesentlich größere Mengen an Bildern durchforsten als es ein Wissenschaftler selbst mit Scharen seiner Studenten vermag, und am Ende sind statistische Aussagen einer neuen Qualität möglich. Die erste Aufgabe war noch einfach gewesen: Die »Zooites« sollten lediglich anklicken, ob eine ihnen auf dem heimischen Bildschirm präsentierte Galaxie aus der Sloan Digital Sky Survey eine Spirale oder eine elliptische (oder ein Vordergrundstern) war. Nachdem dies so zuverlässig gelang, wurden für den zweiten Galaxy Zoo 2009 die Fragen deutlich diffiziler: Jetzt ging es darum, das Aussehen der helleren Galaxien genauer zu beschreiben. Gibt es Balken und zentrale Verdichtungen, welche Form haben von der Seite gesehene Galaxien, und wie stark sind Spiralarme und Zentralregion relativ zueinander ausgeprägt: All dies musste durch eine Reihe von Klicks angegeben werden.
Nun liegt das Gesamtergebnis des Galaxy Zoo 2 vor: Über 16 Millionen Mal wurden die Bilder aller 304122 Galaxien der SDSS angeklickt, die heller als 17. Größe sind. Abermals zeigt der Vergleich mit ausgewählten Galaxien, die von Profis analysiert wurden, dass die Freiwilligen mit über 90% Wahrscheinlichkeit richtig liegen, vor allem bei der Beurteilung auffälliger Strukturen. Lediglich bei schwach ausgeprägten oder sehr kleinen zentralen Balken lagen sie schlechter. Einen solchen Zuverlässigkeitsgrad erreichen automatische Auswertesysteme noch lange nicht, wobei die Software freilich nun anhand des großen Katalogs optimiert und trainiert werden kann. Auch die Klassifikationen selbst sind bereits Gegenstand erster statistischer Auswertungen gewesen: So sind die Beziehungen zwischen der Balkenstärke und der Farbe einer Spiralgalaxie quantifiziert worden, zwischen Balkenfarbe und -länge oder dem Gasgehalt und der zentralen Verdickung. Und wie schon beim ersten Galaxy Zoo sind auch beim zweiten wieder einige Galaxien seltener und exotischer Typen entdeckt worden, deren Existenz vorher gar nicht bekannt war.
Daniel Fischer
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