Während die Auswertung der Flut von Ergebnissen aus der totalen Sonnenfinsternis vom 29. März 2006, die Amateur- aber auch Profiastronomen erzielt haben, noch auf vollen Touren läuft, wird bereits über den Nachfolger diskutiert, der über zwei Jahre auf sich warten lässt – und dieses Mal, am 1. August 2008, gibt es zumindest seitens des Klimas keine Frage, wie das Ziel lauten muss. Denn der mittlere Bewölkungsgrad entlang der Finsterniszone hat ein ausnehmend scharfes Minimum im Nordwesten der VR China, an der Grenze der Provinz Xinjiang (früher: Sinkiang) zur Mongolei, östlich ihrer Hauptstadt Urumqi. Dieser klimatologische Sweetspot ist eine Folge der extremen Wüstennatur der ganzen Region und mehrerer Gebirgszüge, die Schlechtwettersysteme von Norden wie von Süden abschirmen. Ein Nachteil allerdings: Die Sonnenhöhe wird bereits auf unter 20° und die Totalitätsdauer auf unter 2 Minuten gefallen sein – dafür lockt aber (für die 2006-er Afrika-Fahrer: schon wieder) ein formidables Wüstenabenteuer in einem entlegenen Teil Zentralasiens mit einer ungewöhnlichen Kultur.
Unterdessen werden allerorten Bilder der 2006-er Korona mit unterschiedlichen Belichtungszeiten zu Kompositen vereinigt, die den enormen Helligkeitsumfang der Sonnenatmosphäre besser wiedergeben als Einzelbilder (und chemische Fotografen haben es hier sogar einfacher, da ein einzelnes Negativ einen viel grösseren Dynamikbereich hat als ein Digitalbild). Erst die weitere Bildverarbeitung solch eines Komposits – sei es mit dem populär gewordenen FitsWorks, PhotoShop oder Selbstgestricktem – bringt freilich die filigrane Struktur der Korona zum Vorschein, wobei die beeindruckendsten Resultate nicht immer diejenigen sind, die den Eindruck am Himmel am besten wiederzugeben versuchen. Stellvertretend für viele Ansätze mögen die Ergebnisse von von Kranenburg, Dubos, van Gorp, Ré und Kampschulte stehen. Auf ganz »traditionelle« Weise hat übrigens Jonathan Kern den starken Helligkeitsgradienten der Sonnenkorona bekämpft (Bild oben; © 2006 Wendy Carlos & Jonathan Kern; all rights reserved): mit einem Radialgradientenfilter nach Newkirk, bei dem Metall auf eine Glasplatte aufgedampft wird – noch bis in die 1990-er Jahre hinein war dieses aufwändige Verfahren Standard in der professionellen Korona-Fotografie. Inzwischen liegen auch erste Ergebnisse von Infrarot-Beobachtungen der Korona – durch hawaiianische Astronomen, die bis ins tiefste Libyen gereist waren – und ein bearbeitetes Amateur-Flashspektrum vor. Und es sind doch ein paar Aufnahmen aus Brasilien vom 2. Kontakt, der schemenhaften Korona und vom 3. Kontakt aufgetaucht! Ob freilich eine ebenso bemerkenswerte wie undokumentierte Weitwinkelaufnahme der aufgehenden Korona über dem Atlantik echt oder nur eine Montage ist, darüber wird noch diskutiert …
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