»The Martian« im Kino: Science Fiction für Weltraum-Nerds

Wirklich neu ist die Idee nicht: Auf dem Mars gestrandete Astronauten gab es auch schon 1964 in »Robinson Crusoe on Mars« (»Notlandung im Weltraum«) oder 2000 in »Red Planet«, und eine internationale Rettungsmission mit viel echter Raumfahrttechnik zeigte 1969 »Marooned« (»Verschollen im Weltraum«) – aber »The Martian« (»Der Marsianer – Rettet Mark Watney«) hebt das Genre auf ein neues Niveau. Das Skript basiert auf einem Buch, das wiederum aus einer Kapitel-Serie des Amateurautors Andy Weir im Internet hervorging, deren technische Ideen von zahlreichen Sachkennern permanent überprüft wurden. Auch wenn das Mars-Drama für die Filmversion von Ridley Scott vereinfacht werden musste, erfüllt es doch immer noch weit mehr Ansprüche an Realismus als praktisch jeder andere große Science-Fiction-Film. Über weite Strecken ein Ein-Mann-Stück vor jordanischer Kulisse, brilliert Matt Damon als irrtümlich zurück gelassener Mark Watney, der mit dem legendären Spruch »I’m going to have to science the sh*t out of this« auf den Lippen aus einer schier unmöglichen Situation erstaunlich viel heraus holt, gerade auch nach Rückschlägen.

Da in den Trailern und ersten Berichten schon hinreichend oft erwähnt, darf hier wohl festgestellt werden, dass der cleveren Wiederbelebung des Mars Pathfinder von 1997 als Kommunikationsinstrument und großflächiger Kartoffelzucht Schlüsselrollen für den weiteren Plot zukommen – es ist wohl der erste Mars-Film, der im Abspann explizit einen Gärtner nennt. Ob und wie Watney die Heimreise gelingt, sei hier hingegen nicht verraten, denn gegen Ende nimmt »The Martian« nach ein paar Längen gewaltig an Fahrt auf und an Spannung zu. Im Gegensatz etwa zur Raumfahrt-Megakatastrophe »Gravity« werden dabei die Gesetze der klassischen Mechanik beachtet, auch wenn Raumfahrtexperten ein entscheidendes Manöver dann doch in Frage stellen. Die einzige schwere Sünde gegen die Mars-Realität ist der schwere Staubsturm, der am Anfang erst den ganzen Ärger auslöst aber in der dünnen Marsatmosphäre gar nicht die nötige Wucht entwickeln könnte. Auch mit der Strahlungssituation auf der Oberfläche wird zu leger umgegangen, aber ansonsten kann sich der Weltraumfreund unbeschwert wie selten an Watneys cleveren Ideen erfreuen. Und staunen, wie aus einem privaten Internet-Projekt ein echter Blockbuster werden konnte, denn auch kommerziell ist »The Martian« bereits auf klarem Erfolgskurs.

Daniel Fischer

Filmkatalog-Eintrag:
imdb.com/title/tt3659388/
Faktencheck:
spiegel.de/wissenschaft/weltall/der-marsianer-im-faktencheck-viel-science-etwas-fiction-a-1057117.html
Der Pathfinder:
collectspace.com/news/news-100215a-the-martian-mars-pathfinder.html
Daniel Fischer

Share
Published by
Daniel Fischer

Recent Posts

Astronomie im Winter: 3 schnelle Tipps, für die Beobachtung

Im Sommer wundervoll warm aber Astronomie im Winter eine Zumutung? Von wegen. Was Sie machen…

5 Jahren ago

Spix‘ Blick zum Mond: Hesiodus – Lichtspiele und Doppelwall

Die letzte Ausgabe des »Blicks zum Mond« ist noch einmal etwas für Frühaufsteher. Am 1.…

6 Jahren ago

Was ist eigentlich … 66?

Keine Sorge! Ich werde jetzt definitv nicht in irgendwelchen numerologischen Geheimnissen herumkramen und mich über…

6 Jahren ago

InSights Solarzellen offen – mehr Bilder

Nach der perfekten Landung von InSight auf dem Mars und dem Empfang des ersten Bildes…

6 Jahren ago

Eine Landung wie nach Drehbuch: InSight steht in der Elysium Planitia

Die Landung vom InSight auf dem Mars ist noch perfekter abgelaufen als erhofft. Nicht nur…

6 Jahren ago