Meldungen aus der Forschung

Staubsturm wächst auf dem Mars – Kontakt zu Rover Opportunity abgerissen

Ein seit Ende Mai – auch von Amateurastronomen beobachteter – Staubsturm auf dem Mars erstreckt sich inzwischen über ein Viertel der Planetenoberfläche, 35 Millionen Quadratkilometer. Und er hat bereits erste Konsequenzen: Der betagte Marsrover Opportunity, der schon seit Januar 2004 auf der Oberfläche unterwegs ist, seine nominelle Lebensdauer von 90 Marstagen inzwischen um fast das 60-fache übertroffen hat und zunächst noch die dramatische Verdunklung der Sonne über sich dokumentieren konnte (Grafik unten und abgeleitete Simulation oben), meldet sich nun nicht mehr. Im Gegensatz zum nuklear betriebenen Curiosity ist Opportunity auf Sonnenenergie angewiesen: Vermutlich ist die Batteriespannung unter 24 Volt gefallen und der Rover – dessen wissenschaftliche Arbeit schon vorher unterbrochen worden war – in einen Niedrigenergie-Notfallmodus geraten. Dann läuft nur noch die Borduhr, die gelegentliche Checks der Energiesituation veranlasst – und wenn sie zu schlecht ist, geht der Schlaf weiter.

Die optische Dicke der Atmosphäre über dem Marsrover Opportunity seit seiner Landung: Jedes Marsjahr (MY, gezählt ab dem Erdjahr 1955) ist in einer anderen Farbe gegen die Zeit im Jahr aufgetragen, in der Länge der Sonne von 0° bis 360° gemessen. Die Marsdaten lassen sich online in irdische umrechnen. Der große Marssturm von 2007 ist der Buckel rechts, der aktuelle die scharfe Spitze in der Mitte – da Opportunity nun schweigt, bricht die Kurve ab. [Texas A&M University]
Über dem Perseverance Valley, in dem sich Opportunity befindet, liegt derzeit so viel Staub, dass der Notzustand mindestens noch ein paar Tage andauern sollte. Schon einmal, im Jahr 2007, hatte Opportunity einen schweren Staubsturm überstanden – aber da war der Rover noch jung, und die optische Dicke der Atmosphäre hatte maximal einen Wert von τ=5,5 erreicht (d.h es kam noch 4 Promille durch). Diesmal war sie aber sehr schnell auf zuletzt 10,8 gestiegen, bevor keine Daten mehr kamen. Die letzte gemeldete Temperatur an Bord waren -29°C, aber in dieser Beziehung hilft der viele Staub sogar: Er reduziert den starken Tagesgang der Oberflächentemperatur auf dem Mars und die nächtliche Eiseskälte, die für die Bordelektronik besonders schädlich ist und letztlich für das endgültige Verstummen des – in unglücklicher Lage festgefahrenen – Schwesterrovers Spirit gesorgt haben dürfte. 2007 war Opportunity zwei Wochen lang im Minimalbetrieb und auch tagelang ohne Kommunikation: Wie es ihm jetzt wohl geht und wie sich der Staubsturm entwickelt, wird heute um 19:30 MESZ in einer öffentlichen Telefonkonferenz diskutiert.
Daniel Fischer

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