Eine außergewöhnliche Mischung aus einer klassischen Starparty, zu der Amateurastronomen mit großem Gerät von weither anreisen, einem astronomischen Volksfest für die lokale Bevölkerung und einer gehörigen Portion Kommunal- und Astro-Politik: Das ist der WestHavelländer AstroTreff oder WHAT, der Ende August nun schon zum vierten Mal am Rande des winzigen Dörfchens Gülpe nördlich von Rathenow und westlich von Berlin stattfand.
2011, 2012 und 2013 war der Naturpark Westhavelland, in dem Gülpe liegt, nur ein Kandidat für einen international anerkannten »Dark Sky Place« gewesen, aber Anfang 2014 war es dann geglückt: Man war das erste »International Dark Sky Reserve« Deutschlands geworden, dem seither noch ein zweites in der Rhön und ein »Dark Sky Park« in der Eifel gefolgt sind.
Wie in den Vorjahren hatten wieder zahlreiche Medienvertreter – inklusive eines ZDF-Teams, das für den Länderspiegel zwei Tage lang drehte – den Weg nach Gülpe gefunden. Die Leitung des Naturparks wies freilich immer wieder darauf hin, dass der Nachthimmel in weiten Teilen des Parks ähnlich gut wie auf dem inzwischen bundesweit bekannten Gülper Sportplatz ist, außer in unmittelbarer Nähe der wenigen darin verstreuten größeren Ortschaften. Deren Straßenbeleuchtung lässt Dark-Sky-technisch noch einiges zu wünschen übrig, weshalb es den Dark-Sky-Aktiven nicht einmal ungelegen kommt, dass das Sternenreservat »nur« einen Silber-Status erhalten hat: Vom goldenen ist man aber Messungen der Himmelshelligkeit zufolge gar nicht weit entfernt, was als zusätzlicher Ansporn für Nachbesserungen gesehen wird. Die Lokalpolitik im Westhavelland steht nahezu geschlossen hinter der Weiterentwicklung des Naturparadieses vor den Toren Berlins zu einer auch astronomischen Spitzendestination, und es hat nie organisierten Widerstand wie etwa in der Rhön gegeben (der dort aber nichts nützte).
Auch Teile der Bevölkerung sind schon voll überzeugt, mit Ausnahme eines gewissen Bäckers, der gleichwohl den Riesenumsatz mit den angereisten Astronomen auch diesmal nicht verachtete – und selbst organisierter Astrotourismus kommt langsam in Schwung, während ein neuer Förderverein die Kräfte zu bündeln sucht. Dessen Vorsitzender ist wiederum ein führender Lokalpolitiker: Im Westhavelland ziehen sie alle an einem Strang, die Organisatoren des Sternenreservats, die die Anwesenheit der Astronomen als Beweis für ihre Bemühungen verbuchen können, die weit gereisten Astronomen als Nutznießer der geschützten Dunkelheit, und die Ortsansässigen als Nutznießer von deren touristischen Bedürfnissen. Und auch von deren Teleskopen: Wie in den Vorjahren war eine Nacht klar, und vom großen Gerät – mit bis 600mm Öffnung – wurde reichlich Gebrauch gemacht.
Daniel Fischer
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