Spix’ Blick zum Mond: Swirls – Geheimnisvolle Wirbel auf dem Mond
Unser Erdmond ist wohl der best erforschte Himmelskörper des Sonnensystems. Trotzdem birgt er ein Geheimnis auf seiner Oberfläche, das bis heute nicht eindeutig geklärt ist: »Swirls« – frei übersetzt Wirbel oder Mondwirbel. Dies sind sehr seltene Strukturen auf der Mondoberfläche in Form von bis zu mehreren hundert Kilometer langen hellen Schlieren und Bändern, die wie verwirbelte Flüssigkeiten aussehen. Das Besondere an diesen Formationen ist, dass es sich um völlig ebene Strukturen ohne Erhebungen oder Vertiefungen handelt. Am Sylvesterabend 2017 präsentiert sich ein solcher Swirl in bester Beobachtungssituation.
Vulkanausbrüche, Ausdünstungen oder Kometenreste?
Auf der Mondrückseite sind nur wenige von ihnen bekannt und die sichtbare Mondseite zeigt ein besonders ausgeprägtes Exemplar: Reiner Gamma, in der Nähe des 29km großen Kraters Reiner im Oceanus Procellarum (Ozean der Stürme). Die Entstehung der hellen Wirbel ist allerdings noch ein Rätsel und verschiedene Theorien sind seit vielen Jahren im Umlauf: Reste von explosiven Vulkanausbrüchen und Ausdünstungen der Mondkruste werden ebenso diskutiert, wie Überreste von Kometen, die auf der Mondoberfläche einschlugen. Gesichert ist die Tatsache, dass es sich bei den Swirls um Stellen mit verstärktem Magnetfeld handelt. Dies unterstützt zwei weitere Theorien. Bei der einen wird angenommen, das lokalen Magnetfelder den Sonnenwind ablenken könnten und so eine Alterung und damit ein Nachdunkeln der hellen Mondoberfläche verhindern. Die andere nimmt an, dass sich elektrische Felder aufbauen, wenn der Sonnenwind auf eine Magnetanomalie trifft, die elektrostatisch aufgeladene Staubkörnchen zum Schweben bringen und die Wirbel entlang der Magnetanomalien formen.
Kaulquappenförmige Aufhellung
Auch bei Reiner Gamma handelt es sich um einen Ort mit verstärktem Magnetfeld. Der zentrale Bereich von Reiner Gamma hat eine Ausdehnung von etwa 35km und ist damit in einem Teleskop mit kleiner Öffnung als kaulquappenförmige Aufhellung auf der dunklen Oberfläche des Oceanus Procellarum leicht sichtbar. Ein Teleskop mit größer Öffnung zeigt den Wirbel zunehmend detailliert und bei ruhiger und klarer Luft sind die zarten schweifartigen Verwirbelungen gut erkennbar. Sie erinnern in ihrem Aussehen an Milch, die in einem Kaffee verrührt wurde. Insgesamt dehnt sich Reiner Gamma bogenförmig etwa 200km nach Süden und in nördlicher Richtung bis in einer Entfernung von etwa 235km aus. Lambert Spix