Spix' Blick zum Mond

Spix‘ Blick zum Mond: Strahlender Vollmond

Am Samstag, den 4. November, ist es wieder so weit: Der Mond steht genau gegenüber der Sonne und erhellt als strahlender Vollmond die Nacht. Für die Mondbeobachtung scheint dies eine magere Zeit zu ein, da aufgrund des hohen Sonnenstands auf dem Mond keine Schattenwürfe entstehen und Formationen wie Krater und Gebirge bis auf einige Ausnahmen nahezu unsichtbar bleiben. Doch Trübsinn muss jetzt keiner blasen, denn die ausgedehnten Strahlensysteme des Mondes sind bei Vollmond im Ganzen sichtbar.

Spritzspuren auf dem Mond

Die Strahlensysteme erscheinen ähnlich wie helle Spritzspuren auf der Oberfläche des Mondes. Besonders auf den dunklen Basaltebenen der Mondmeere treten diese deutlich hervor. Die einzelnen Strahlenfäden sind mehrere Kilometer breit und können sich Hunderte Kilometer lang erstrecken. Sie durchlaufen dabei die Hochländer und Mondmeere ohne Unterbrechungen und zeigen keinerlei Relief. Sie bestehen aus hellen pulverisiertem Material, das bei der Entstehung eines Kraters ausgeworfen wurde. Das Material dunkelt mit der Zeit nach, je nachdem wie lange es dem Sonnenwind, der kosmischen Teilchenstrahlung sowie dem Hagel von Mikrometeoriten ausgesetzt war. Die Strahlensysteme jüngerer Krater scheinen somit vermutlich heller.

Das größte Strahlensystem

Das größte und ausgedehnteste Strahlensystem des Mondes zeigt der Krater Tycho. Für die erste visuelle Annäherung an Tycho genügt ein Fernglas, um »das« Merkmal der 86km großen Ringgebirges zu erkennen. Von Tycho ausgehend verlaufen Hunderte feiner »Strahlenfäden«. Dabei heben sich mehrere Hauptstrahlen deutlich erkennbar ab und reichen bis in Entfernungen von etwa 1800km zum Mare Nectaris (Nektarmeer). Im südwestlichen Sektor von Tycho fehlt ein ausgeprägtes Strahlenmuster. Die ist als Hinweis zu deuten, dass die Entstehung des Kraters durch einen Meteoriteneinschlag aus flachen Winkel erfolgte. Hierbei wird das Auswurfsmaterial in eine bevorzugte Richtung geschleudert. Ebenso zeigen nicht alle Strahlen auf das Zentrum von Tycho, sondern erscheinen leicht versetzt. Irdische Versuche haben gezeigt, dass ein solches Auswurfmuster von Impaktoren erzeugt wird, die in einem Winkel von weniger als 45° auf die Mondoberfläche treffen, im Falle Tychos ein aus westlicher Richtung kommender Meteoroid mit vermutlich 8km bis 10km Durchmesser. Der Einschlag hat nach heutiger Einschätzung vor nur etwa 100 Millionen Jahren stattgefunden. Lambert Spix

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