Dass Polarlichtstürme in mittleren Breiten nicht gleichzeitig auch spektakuläre Erscheinungen in den eigentlichen Polarlichtzonen sein müssen, davon konnte sich der Verfasser während eines Aufenthaltes in Reykjavík am 26. September 2011 selbst überzeugen. An diesem Abend trat ein erheblicher geomagnetischer Sturm auf (ursprünglich als Kp8 eingestuft, mittlerweile vom GFZ Potsdam mit Kp6+ angegeben), in dessen Zuge auffällige Nordlichter sowohl im deutschsprachigen Raum als auch in einigen anderen Regionen abseits der Polarlichtzone, wie zum Beispiel in den USA, Schottland oder Weißrussland gesichtet wurden. Ganz anders das Bild im Südwesten Islands: obwohl nah am Polarlichtoval gelegen, blieb eine spektakuläre Aurora-Entfaltung an diesem Abend aus.
Zugegebenermaßen waren die Beobachtungsbedingungen unter dem lichtverschmutzten Stadthimmel nicht ganz ideal, zudem war der Himmel zeitweise von dünnen Wolken überzogen; aber ein helles Nordlicht wäre wohl kaum zu übersehen gewesen. Also muss es eine andere Begründung für dieses »Phänomen« geben. Als Erklärung bietet sich eine unter nördlichen Polarlichtbeobachtern durchaus gängige, wenn auch noch nicht ausreichend quantifizierte Theorie an, wonach das Nordlichtoval während geomagnetischer Stürme sich nicht nur Richtung Süden verbreitert sondern unter gewissen Umständen sogar zur Gänze, zumindest vorübergehend, nach Süden abwandert. Immerhin, einen ähnlichen Verlauf konnte der Verfasser bereits 2003 während einer Beobachtungskampagne in Nordlappland beobachten, als sich während eines Sturmes der Stärke Kp6- die Aurora Borealis für längere Zeit an den Südhorizont verlagerte und damit nur noch relativ schwach zu sehen war.
Andreas Pfoser
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