Das Ritchey-Chrétien-Teleskop ist eine Modifikation des Cassegrain und geht auf einen Entwurf des Franzosen Chrétien zurück, der mit dem Amerikaner Ritchey im Jahr 1923 das erste Gerät dieses Typs gebaut hat. RC-Systeme sind für ihre gute Abbildungsleistung, speziell für die Farbreinheit und Komafreiheit, bei gleichzeitig großen Gesichtsfeldern bekannt. Allerdings ist der Fertigungs- und Prüfaufwand für die beiden hyperbolischen Spiegel hoch, so dass RC-Systeme aufgrund der damit verbundenen Kosten im Amateurbereich bisher wenig anzutreffen sind. Um dieses Teleskopsystem auch dem Amateursektor stärker zugänglich zu machen, beauftragte die US-Firma Astro-Tech den Hersteller Guan Sheng Optical (GSO) mit der Produktion von RC-Teleskopen. Als Ergebnis stehen nun zwei Astrographen mit 8″ bzw. 6″ Öffnung zur Verfügung. Das optische Design ist als echtes RC-System, bestehend aus einem hyperbolischen Haupt- und einem hyperbolischen Fangspiegel ausgelegt, das ohne weitere Korrektoren auskommt. Das 8″-Gerät (203mm Öffnung) besitzt bei einem Öffnungsverhältnis f/9 eine Brennweite von 1827mm. Der Astrograph leuchtet das komplette Kleinbildformat von 24×36mm aus und ist damit natürlich auch für Vollformat-Chips geeignet. Für größere Chips empfiehlt der Hersteller die Verwendung einer Feldebnungslinse. Haupt- und Fangspiegel sind aus Quarzglas mit einer 99% Reflektionsschicht versehen und dielektrisch vergütet. Der Hauptspiegel wird mit einer Oberflächenqualität 1/12 Lambda oder besser beworben. Er ist in seiner Spiegelzelle im Tubus fixiert eingebaut. Die Justierung des Systems erfolgt nur über den Sekundärspiegel, montiert in einer metallenen Spiegelzelle.
Montiert sind die Zellen in einem Kohlefasertubus, der mit einem computeroptimierten System von Innenblenden zur Reduzierung von Streulicht ausgestattet ist. Ein kugelgelagerter Crayford-Okularauszug mit 1:10-Untersetzungsgetriebe soll laut Hersteller bis 5kg Zuladung shiftingfreies Fokussieren ermöglichen. Der Auszug nimmt 2″-, mit Reduzierung auch 1,25″-Zubehör auf, das schonend mit Messingringen geklemmt wird. Als weiteres Zubehör ist eine Prismenschiene mit GP- Standard montiert. Das Gewicht des Tubus beträgt 6,1kg, als Preis werden 1898€ genannt. Das kleinere Modell mit 6″ Öffnung und 1370mm Brennweite (f/9) weist identische Eigenschaften bezüglich der Konstruktion und Ausstattung auf. Als wesentlicher Unterschied wird hier auf BK7-Glas als Spiegelmaterial zurückgegriffen. Das Teleskop ist wahlweise mit CKF-Tubus (998€) oder Metalltubus (898€) erhältlich.
Frank Gasparini