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Nördlichster zunehmender Halbmond des Jahres

Am Dienstagabend, den 15.3.2016 um 18:03 Uhr MEZ erreicht der zunehmende Mond sein Erstes Viertel und steht als Halbmond am Abendhimmel. Gleichzeitig ist es der nördlichste zunehmende Halbmond des Jahres. Er steht in östlichen Teil des Sternbildes Stier auf einem himmlischen Breitengrad, auch Deklination genannt, von +18°. Er ist abends besonders günstig zu beobachten.

Große Höhen über dem Horizont bedeuten in der Regel weniger Luftunruhe und damit ein schärferes Bild im Teleskop. Bei Halbmond teilt die Licht-Schatten-Grenze, der sogenannte Terminator, die sichtbare Seite des Mondglobus als senkrechte gerade Linie in zwei Hälften, eine beleuchtete und eine dunkle. Entlang dieser Grenze ist eine teleskopische Beobachtung besonders reizvoll. Es ist der Bereich des Sonnenaufgangs auf dem Mond – das Licht kommt von der Seite, Berge und Krater werfen lange Schatten. Es ist wie bei einem Relief: Wird es unter flachem Winkel beleuchtet, treten die Konturen besser hervor. Der Terminator am Abend des 15.3. geht knapp am Mare Serenitatis und den Montes Caucasus vorbei (vgl. Reiseatlas Mond, S. 15-19). Zugleich lässt sich der Mond wieder etwas »hinter die Ohren schauen« (vgl. Beitrag zur Mondlibration vom 17.2.2016), wodurch das randnahe Mare Humboltianum gut zu sehen ist.

Beobachter mit bloßem Auge finden den Mond mit zunehmender Dunkelheit genau oberhalb des Sternbildes Orion. Er steht übrigens auf dem selben himmlischen Längengrad, wie die Sonne zur Sommersonnenwende. Aber dann müsste er doch nicht bei +18°, sondern wie die Sonne zu Sommeranfang bei +23° Deklination und somit deutlich nördlicher stehen! Des Rätsels Lösung: Die Mondbahn ist um 5° gegen die Erdbahnebene um die Sonne geneigt. Um diesen Wert kann der Mond nördlich oder südlich von der Ekliptik, der scheinbaren Sonnenbahn am Himmel, abweichen. Wird die maximale Abweichung von +5° erreicht, wenn der Mond den nördlichsten Punkt seiner Bahn durchläuft, kann er extreme Höhen von +28° Deklination am Himmel erreichen. Das war zuletzt im Jahr 2006 der Fall, dem Jahr der sogenannten Großen Mondwende. 2015 hingegen war das Jahr der Kleinen Mondwende, in dem der Mond just an seinem nördlichsten Bahnstück 5° nach Süden abweicht. Daran hat sich 2016 noch nicht viel geändert. Erst 2024/25 wird es wieder zu extremen nördlichen und ebenso südlichen Mondstellungen kommen. Trotzdem lohnt sich jetzt der Blick auf den nördlichsten Halbmond des Jahres!

Paul Hombach

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Paul Hombach
Tags: HalbmondMond

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