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Mittsommernächte und Sommersonnenwende

Am 21. Juni um 0:34 Uhr MESZ erreicht die Sonne den nördlichsten Punkt auf ihrer jährlichen Wanderung am Firmament – es ist der Tag der Sommersonnenwende, der kalendarische Sommeranfang. Gleichzeitig erleben Beobachter in hiesigen Breiten die längsten Tage und kürzesten Nächte.

Betrachten Sie doch mal Laufe des Jahres regelmäßig vom gleichen Standort aus den Sonnenuntergang. Merken Sie sich, wo die Sonne am Horizont verschwindet. Sie werden feststellen, dass der Punkt des Sonnenuntergangs zwischen Januar und Juni sich immer weiter nach Westen, also quasi »nach rechts« verschiebt. Doch irgendwann ist ein Maximum erreicht, die Bewegung kommt zum Stillstand und die Untergangspunkte wandern wieder »nach links«. Dieser Umkehrpunkt wird am 21. Juni erreicht.

Von einem bestimmten Standort aus gesehen geht die Sonne im Laufe des Jahres an markanten Punkten auf oder unter. Hier ein sommerlicher Sonnenuntergang an der Promenade von Ostende / Belgien (Bild: P. Hombach)

Das klingt Paradox: Der Sommer fängt an und schon werden die Tage wieder kürzer, doch geschieht das sehr gemächlich. Könnte man jetzt zu Mittag, wenn die Sonne ihren Höchststand erreicht, die Atmosphäre kurz wegzaubern, erblickte man die Sonne inmitten des winterlichen Sternhimmels. Dieser Anblick lässt sich mit der Software Stellarium simulieren (s. Abb. oben). Man sieht: Der Gipfelpunkt der jährlichen Sonnenbahn liegt genau an der Grenze der Sternbilder Zwillinge und Stier, von dort geht es wieder »bergab«.

Längster Tag und kürzeste Nacht bedeutet nicht, dass die Sonne am Tag der Sommersonnenwende ihren frühesten Auf- und Untergang hat. Den frühesten Sonnenaufgang des Jahres gab es bereits am 17. Juni, der späteste Untergang steht für den 25. Juni im Kalender. Die Unterschiede sind allerdings gering, da geht es um Minuten-Bruchteile. In der Summe ist 2016 der 20.6. der längste Tag, da geht die Sonne für 50° Nord und 10° Ost um 5:10 Uhr MESZ auf und um 21:33 Uhr unter.

In den letzten Jahren fiel der Tag der Sonnenwende fast immer auf den 21. Juni. Diesmal ist es eigentlich der 20., nur das willkürliche Verstellen der Uhren auf die Mitteleuropäische Sommerzeit sorgt dafür, dass der Termin in die Stunde nach Mitternacht fällt. Erst in den  Jahren 2020 und 2024 fängt der Sommer auch in MESZ gerechnet am 20. Juni an. Betrachtet man die Sommeranfänge bezogen auf die »Universal Time« (UT), war zuletzt das Jahr 2012 eines, in dem die Sommersonnenwende am 20. Juni eintrat. In der 1. Hälfte des 21. Jahrhunderts ist der 21. Juni als Tag der Sonnenwende der Normalfall, ab 2050 fällt der Termin vermehrt auf den 20. Juni.

Die kurze Mittsommernacht wird in diesem Jahr zusätzlich vom Vollmond erhellt. Der Erdtrabant erreicht am 20. Juni seine südlichste Vollmondstellung des Jahres – kein Wunder, wenn die Sonne maximal nördlich und der Vollmond ihr bekanntlich am Himmel gegenüber steht!

Paul Hombach

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