So etwas gab es noch nie: einen kleinen Satelliten mit einem astronomischen Röntgen-Teleskop – den Schüler und Studenten gebaut haben und der der Amateurastronomie zur Verfügung stehen wird. Heute ist der Max Valier Sat aus Südtirol als einer von 31 Satelliten auf einer indischen Rakete (Bild oben) in einen niedrigen Erdorbit gelangt und hat sich sogleich bei seiner Bodenstation in Bozen gemeldet.
Der Max Valier Sat – benannt nach einem tödlich verunglückten Raumfahrtpionier – ist ein Gemeinschaftswerk der Technologischen Fachoberschule in Bozen, der deutschen Raumfahrtfirma OHB (deren damaliger Chef 2008 das Projekt anstieß) und des Max-Planck-Instituts für Extraterrestrische Physik, das das Teleskop µROSI beigestellt hat. Letzteres war ursprünglich gar nicht vorgesehen, hat aber den Satelliten nun zu einem echten kleinen Weltraumteleskop aufgewertet: Das Missionsziel ist eine vollständige Himmelsdurchmusterung, um mindestens 100 helle Quellen im weichen Röntgenspektrum aufzuspüren und ihre Spektren zu messen. Der Clou dabei: Die Daten werden nicht nur Wissenschaftlern sondern auch Amateuraastronomen zur Verfügung gestellt. Der Satellit wird mit Rufzeichen II3MV seine Daten auf den Amateurfunkfrequenzen 145,860 MHz und 145,960 MHz unverschlüsselt zur Erde schicken, und es ist mit Unterstützung von OHB auch eine Infrastruktur angedacht, um die ungewohnten Messungen Amateurastronomen-gerecht aufzubereiten und zu verteilen.
Das Röntgenteleskop des 40 x 40 x 10 cm großen und 15 kg schweren Max Valier Sat hat zwar mit 1° nur bescheidene Winkelauflösung: Mehr ist mit 8 cm Durchmesser nicht zu erreichen, wobei 12 ineinander verschachtelte Spiegelschalen in streifender Reflexion nach dem Wolter-Prinzip die Strahlung bündeln. Aber µROSI kann von den etwa hundert hellsten weichen Röntgenquellen detaillierte Spektren liefern – und da diese über den ganzen Himmel verstreut sind, wird Max Valier eine Himmelsdurchmusterung wie vor gut 25 Jahren der deutsche Röntgensatellit ROSAT durchführen. Die Röntgen-„Kamera“ hat nur ein Pixel, das durch Rotation des Satelliten ständig über den Himmel streicht. Der eingesetzte ‚Silcon Drift Detector‘ schafft dabei eine Energieauflösung von 128 Elektronenvolt, was mit den großen Brüdern Chandra und XMM-Newton durchaus vergleichbar ist – nur fehlt Max Valier halt deren enorme Sammelfläche für Röntgenphotonen. Aber er wird der Amateurastronomie ein gänzlich neues Fenster eröffnen. Und während seines permanenten Himmelsscans wird er auch noch die „Geocorona“ der Erde sehen, die Extrem-UV-Strahlung ihrer Exosphäre.
LINKS:
Homepage des Projekts: http://www.satmaxvalier.it
PM von OHB zum Start: https://www.ohb-system.de/pressemitteilungen-details/nanosatellit-max-valier-erfolgreich-gestartet.html
Detaillierte Beschreibung des Satelliten: https://directory.eoportal.org/web/eoportal/satellite-missions/m/max-valier-sat
PM der Autonomen Provinz Bozen vor dem Start: http://www.provinz.bz.it/news/de/news.asp?news_action=4&news_article_id=589685
Doktorarbeit über µROSI: http://elib.uni-stuttgart.de/bitstream/11682/3973/1/Dissertation_Lars_Tiedemann.pdf
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