Auch wenn es schon Nachrufe zuhauf gibt: Noch besteht eine theoretische Möglichkeit für Beobachtungen jener Staubstruktur, die nach dem fatalen Periheldurchgang des Kometen ISON auf der alten Bahn übrig geblieben ist und zunehmend Abstand von der Sonne gewinnt. In der ersten Woche waren einzig Kameras auf zwei Satelliten in einer Position gewesen, um das Schicksal von Ex-ISON zu verfolgen: bis zum Ende des 30. November der Koronograph LASCO C3 auf SOHO und danach der Heliospheric Imager 1 auf STEREO Ahead. Dieses Instrument mit 20° Gesichtsfeld, 70″ Auflösung und einer stellaren Grenzgröße von besser als 12m dient eigentlich dazu, die Ausbreitung Koronaler Massenauswürfe durch den interplanetaren Raum zu verfolgen, hat aber wiederholt auch als Kometenforscher von sich reden gemacht. Als ISON zwei Tage nach dem Perihel in das Gesichtsfeld von HI-1A trat, war er noch eine verblüffend auffällige Erscheinung, doch die Flächenhelligkeit nahm fortwährend ab: Schließlich sinkt das Sonnenlicht, das den Staub beleuchtet, mit dem Quadrat der Entfernung.
Und neuer Staub kommt nicht mehr dazu: In den Stunden um den Periheldurchgang – die Auswerter der LASCO-Aufnahmen sind sich noch uneins ob kurz vor oder nach dem sonnennächsten Bahnpunkt – hat ISON alle Staubproduktion eingestellt, offenbar die Folge einer weitgehenden Zerstörung des ohnehin höchstens 1,2km großen Kerns. Dabei wurde immerhin noch einmal kräftig Staub in den Raum entlassen, der nun den Großteil des blassen Überrests von ISON ausmacht – der nun wieder am dunklen und mondfreien irdischen Morgenhimmel erscheinen sollte. Schon am 9. Dezember steht er vor Beginn der Morgendämmerung 10° hoch, am 13. Dezember 20° und am 15. Dezember 25°. Die folgenden Tage stört der fast volle Mond, aber am 19. Dezember ist ISONs Ort am Himmel nach Ende der Abenddämmerung mondfrei in 10° Höhe zu finden und am 25. Dezember schon 20° hoch – dann ist er sogar zirkumpolar geworden. Wie hell die Staubwolke dann noch sein wird, traut sich niemand vorherzusagen: sicher eine Herausforderung für Astrofotografen, die »in die Tiefe« gehen können, wie auch professionelle Großteleskope inklusive Hubble Ende des Monats, die in ihr nach letzten Resten des Kerns suchen werden. Noch einmal interessant wird es in der Nacht 15./16. Januar 2014: Dann kreuzt die Erde die Bahnebene ISONs, und sein Reststaub sollte zu einem schmalen Strich am Himmel kollabieren – so wie es dieses Frühjahr schon PANSTARRS vorgeführt hat.
Daniel Fischer
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