Fast vier volle Monate musste man auf so ein Ereignis warten: am 12. Juli um 18:53 MESZ wurde der Höhepunkt bei einem lang andauernden X1.4/2B-Flare aus der Aktiven Region (AR) mit der NOAA-Nr. 11520 erreicht. Mit einer Geschwindigkeit von 1268km/s wurden Protonen in Richtung Erde hinausgeschleudert.
Der letzte derartige Ausbruch fand am 7. März statt, wo die AR 11429 einen X1/2b-Flare mit einer Teilchengeschwindigkeit von 1340km/s herausgeschleudert hatte. Kurz zuvor hatte es damals sogar einen X5/3b-Flare gegeben. Beide Male waren die Flares auch mit einem Koronalen Massenauswurf (CME) verbunden, deren Teilchen dann am 8. und 9. März das Erdmagnetfeld trafen, aber in unseren Breiten keine nennenswerten Polarlichter erzeugten, weil der Impakt am Tageshimmel stattfand.
Der Flare vom 12.7. war gegenüber dem von Anfang März sogar ein wenig besser positioniert, die Aktive Region stand zum Zeitpunkt des Ausbruchs genau auf dem Zentralmeridian auf der Südhalbkugel der Sonne, was offenbar für die Beobachtung von Polarlichtern auf der Nordhalbkugel von Vorteil ist. Es gibt hierüber (noch) keine wissenschaftliche Erklärung, wohl aber einen signifikanten Zusammenhang, denn bei allen auf der Nordhalbkugel der Sonne aufgetretenen M-Flares der letzten Zeit waren die südlichen Polarlichter häufiger und das bei einem Durchmesser der Teilchenwolke, der den der Erde mehrfach übersteigt.
Der aktuelle Ausbruch war, wie die Daten des ACE- und des GOES-Satelliten schon kurz nach dem Ereignis zeigten, mit einem ausgesprochen kräftigen Koronalen Massenauswurf verbunden, einer ausgedehnten Protonenwolke und einem 51-minütigen »Tenflare« – mit 800sfu (solare Flusseinheiten) – das sind Emission, die vom Röntgenlicht über das optische bis hin zum Radiolicht reichen und hier besonders bei der 10,7cm-Linie des Wasserstoffs eine auffällige Spitze zeigen.
Knapp 50 Stunden nach dem Ausbruch, am 14.7. um 19:25 MESZ, erreichte der Auswurf den 1,5 Mio. km vor der Erde in Richtung Sonne im Librationspunkt L1 stehenden Advanced Composition Explorer (ACE)-Satelliten, da lag die Geschwindigkeit der Protonenwolke aber nur noch bei 600km/s – sie wurde im interplanetaren Raum spürbar abgebremst. Der Impakt beim Erdmagnetfeld erfolgte nur eine gute Stunde später um 20:27 MESZ und entfachte einen anhaltenden, geomagnetischen Sturm. Dieser führte in der darauffolgenden Nacht noch nicht zu eindeutig sichtbaren Polarlichtern in Deutschland – in Australien und Neuseeland hingegen sah man sie. Mancherorts wurden die Beobachter hier durch Airglow (s. Meldung unten) genarrt. Doch der Magnetsturm tobte weiter und erreichte am 15.7. mittags seinen Höhepunkt. Gegen 21 Uhr MESZ kam noch ein kräftiger »Substorm« hinzu und in der Nacht vom 15.7. auf den 16.7. stellte sich der Erfolg ein: Entlang der Ostseeküste, auf Amrum, in Sachsen und Rheinland-Pfalz konnte man das Polarlicht in Form violett-farbener, senkrechter Streamer sehen. Allerdings litt es unter der Mitternachtsdämmerung. Vor dunklem Himmelshintergrund wäre dieses Polarlicht noch weitaus beeindruckender und farbenfroher gewesen.
Manfred Holl
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