Categories: Aktuelle Ereignisse

Komet Lulin jetzt am Morgenhimmel

Komet Lulin am 19. Januar. [Michael Jäger]Nachdem sich der Mond vom Morgenhimmel zurückgezogen hat, beginnt jetzt die erste wirklich gute Beobachtungsphase für den interessantesten Kometen der nächsten Monate: C/2007 N3 (Lulin) wurde im Juli 2007 in Kooperation zwischen Astronomen aus China und Taiwan als sternförmiges Objekt 19. Größe entdeckt. Bis zum Herbst 2008 hatte der Komet bereits eine Helligkeit von etwa 10,0m erreicht, im November stand er dann in Konjunktion mit der Sonne. Zu Weihnachten wurde Lulin wieder sichtbar und durchlief am 10. Januar 2009 sein Perihel in 1,21AE Entfernung. Am 24. Februar erreicht er in nur 0,41AE Abstand (61 Mio km) seine Erdnähe und könnte eine maximale Helligkeit von rund 4,0m und einen Komadurchmesser von etwa 30′ erreichen. Die beste Zeit des Kometen kommt ab Mitte Februar, wenn er auf seinem Weg entlang der Ekliptik mit hoher Winkelgeschwindigkeit durch die Sternbilder Jungfrau, Löwe und Krebs laufen wird. Dabei ergeben sich reizvolle Begegnungen mit Spika, Saturn und Regulus, während Lulin ideal am Nachthimmel zu beobachten sein wird. Noch bewegt sich C/2007 N3 relativ langsam durch das Sternbild Waage, geradewegs auf den Doppelstern α Lib zu, an dem er am 6. Februar nördlich vorbeiziehen wird. Der Sonnenabstand beträgt rund 66°, nimmt aber kontinuierlich zu. Die Helligkeit liegt bei 7,0m — sie wird stetig ansteigen und könnte bis zum Monatsende schon unter 6,5m liegen. Die beste Beobachtungszeit ist derzeit zwischen 4 und 6 Uhr MEZ vor Beginn der Morgendämmerung, sobald der Schweifstern ausreichend hoch über den Südost-Horizont gestiegen ist. Ein Fernglas oder ein kleines Teleskop reichen für eine erfolgreiche Beobachtung dabei ohne weiteres aus.
Komet Lulin jetzt am Morgenhimmel

Mit einer Neigung von 178,4° ist die Bahn des Kometen kaum gegen die Erdbahn geneigt — das bringt mehrere interessante Besonderheiten mit sich: Zum einen bewegt sich der Komet rückläufig fast genau entlang der Ekliptik und kann dabei Planeten oder dem Mond begegnen. So gibt es ein Treffen mit Saturn am 23. Februar und eine enge Begegnung mit dem Mond am 7. März. Zum anderen ermöglicht die geringe Neigung zur Erdbahn das Sichtbarwerden eines Gegenschweifes. Durch den seitlichen Blick auf die Kometenbahn kann man somit Staub, den der Komet auf seiner Bahn hinter sich lässt, als schmales Band scheinbar vor dem Kometen sehen. Auf aktuellen Aufnahmen zeigt Lulin auch schon zwei gegenüberliegende Schweife: Der Gasschweif weist wie üblich von der Sonne weg, während der Staubschweif in diesem Fall zur Sonne hin zeigt. Durch die besondere Bahngeometrie wird dieser Gegenschweif in den nächsten Wochen sogar noch ausgeprägter werden. Der Gasschweif wird sich hingegen verkürzen und bis zur Opposition am 26. Februar hinter dem Kometen verschwinden.

Burkhard Leitner

Aufsuchkarten und Bilder: www.kometarium.com
Aktuelle Beobachtungen und Bilder: kometen.fg-vds.de
Spaceweather Fotogalerie: www.spaceweather.com/comets/gallery_lulin.htm
burkhard-leitner

Share
Published by
burkhard-leitner

Recent Posts

Astronomie im Winter: 3 schnelle Tipps, für die Beobachtung

Im Sommer wundervoll warm aber Astronomie im Winter eine Zumutung? Von wegen. Was Sie machen…

4 Jahren ago

Spix‘ Blick zum Mond: Hesiodus – Lichtspiele und Doppelwall

Die letzte Ausgabe des »Blicks zum Mond« ist noch einmal etwas für Frühaufsteher. Am 1.…

5 Jahren ago

Was ist eigentlich … 66?

Keine Sorge! Ich werde jetzt definitv nicht in irgendwelchen numerologischen Geheimnissen herumkramen und mich über…

5 Jahren ago

InSights Solarzellen offen – mehr Bilder

Nach der perfekten Landung von InSight auf dem Mars und dem Empfang des ersten Bildes…

5 Jahren ago

Eine Landung wie nach Drehbuch: InSight steht in der Elysium Planitia

Die Landung vom InSight auf dem Mars ist noch perfekter abgelaufen als erhofft. Nicht nur…

5 Jahren ago