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Jupiter: Begegnung der Ovale

Entwicklungen rund um den GRF vom 7. bis 15.8.2010. Rot markiert sind Flecken am STB-Nordrand, die sich auf den GRF zubewegen. Der grüne Pfeil markiert die dem Fleck in Rotationsrichtung folgende Schulter der Einbuchtung im SEB. Blau markiert ist ein kleiner heller Fleck in der STrZ. [John Rogers, BAA]

Spektakuläre Szenen spielen sich derzeit auf Jupiter ab: Der Große Rote Fleck (GRF), eindrucksvoll orange und aufgrund des Verschwindens des Südlichen Äquatorbandes (SEB) so auffällig wie selten in den letzten Jahren, wird vom letzten der klassischen, ehemals weißen ovalen Flecke im STB passiert. Diese Passage ist indes keine Seltenheit, denn sie beruht auf den verschiedenen Windgeschwindigkeiten in Jupiters Wolkensystem: Während sich die Südtropische Strömung, in der sich der GRF befindet, leicht von kleineren hin zu größeren Längen (gegen Rotationsystem II) bewegt – derzeit liegt der Fleck bei 155° Länge – wandert das Oval BA mit der Strömung am Nordrand des benachbarten STB genau entgegengesetzt von großen zu kleinen Längen. Etwa alle zwei Jahre sind deshalb solche Begegnungen zu erwarten.

Obwohl das Oval BA derzeit ebenfalls wie der GRF orange eingefärbt ist, handelt es sich morphologisch um ein klassisches Weißes Oval (»White Oval Spot«, WOS) – tatsächlich ist BA kein neues Objekt, sondern entstand aus der Verschmelzung dreier weißer Ovale, die seit Mitte des 20. Jahrhunderts beobachtet werden. Die Einfärbung ist wahrscheinlich nur temporärer Natur.

Neben der Fleckenbegegnung sollten Jupiterbeobachter größtes Augenmerk auf das verschwundene SEB richten – niemand weiß, wann es wiederkehren wird. Wenn es jedoch soweit ist, beginnt der vielleicht spektakulärste und dynamischste atmosphärische Prozess im Sonnensystem, der mit Amateurmitteln zu verfolgen ist.

Ronald Stoyan

Ronald Stoyan

Ronald Stoyan ist Herausgeber von Abenteuer Astronomie und seit über 20 Jahren ein aktiver Hobby-Astronom.

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