So umfassend und energisch wie Professor Hanns Ruder (3.11.1939 – 17.10.2015) hat wohl niemand in Deutschland die Astronomie betrieben: als Wissenschaftler, als Hochschullehrer, als Funktionär, als Wissenschafts-Popularisierer mit allen Mitteln, als Amateurastronom und Förderer anderer Amateure und sogar als Unternehmer mit eigenen Firmen. Viele Sternfreunde kannten Ruder vor allem als Top-Referent auf ihren Tagungen: Wie er stundenlang das Publikum fesseln und auch alten Hasen noch immer etwas Neues bieten konnte, daran erinnern sich nun viele seiner Zuhörer im Web, wo — Youtube sei Dank — auch Aufzeichnungen einigen seiner Vorträge überdauern. Die Nähe zur volkstümlichen Astronomie war Ruder quasi in die Wiege gelegt worden: Frühe Kinderlähmung schloss ihn von manch typischer Beschäftigung aus, und so baute er bald seine ersten Teleskope aus Ofenrohren und hatte schon als Teenager in Nürnberg eine eigene Sternwarte. Eine Laufbahn als Physiker folgte, die schließlich 1982 zum Ruf an die Universität von Tübingen führte, wo (genauer: in Wurmlingen) die Familie ihre neue Heimat fand, auch nach seiner Emeritierung 2006.
Wissenschaftlich konzentrierte sich Ruder — der u.a. auch Präsident der Astronomischen Gesellschaft war — in Tübingen auf die Relativitätstheorie und vor allem Wege, wie man ihre überraschenden Effekte visualisieren konnte. Die Krönung war das seit 2005 vielerorts aufgestellte „Einstein-Fahrrad“ mit Videoprojektion der Tübinger Straßen bei stark herabgesetzter Lichtgeschwindigkeit. Aber auch die Entwicklung ungewöhnlicher Teleskope wie Auswerteverfahren blieben Ruders Leidenschaft: So engagierte er sich etwa in der islamischen Welt mit optischen Instrumenten zum Nachweis schmaler Mondsicheln, leitete oder unterstützte aus seinem Tübinger Büro (mit Privatfahrtstuhl) mehrere High-Tech-Firmen mit Projekten weit über die Physik hinaus — und eröffnete Amateurastronomen den projektbezogenen Zugang zu diversen Sternwarten, die er mit betrieben hat.
Der breiteren Öffentlichkeit aber wird Hanns Ruder vor allem als überaus sympathischer Didaktiker in Erinnerung bleiben, der noch über seinen Krebstod hinaus strahlt: So wird etwa im November in Neukirchen b. Hl. Blut eine Astronomie-Ausstellung eröffnet, an der er bis zuletzt mit gearbeitet hat.
Daniel Fischer
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