Wie oben berichtet, warteten in der Nacht 14./15. Juli viele Sternfreunde vergebens auf ein mögliches Polarlicht im deutschen Sprachraum als Folge des Koronalen Massenauswurfs der Sonne: Im Bemühen, wenigstens noch eine kleine Spur Aurora nachzuweisen, entstanden unter klarem, dunklem Himmel auch eine Reihe ungewöhnlich tiefer Weitwinkelaufnahmen. Und da waren doch tatsächlich vielfach – neben der schon gut durchgezeichneten Sommermilchstraße – lange grüne Bänder zu sehen, die sich über große Bereiche des Himmels zogen. Beobachtet wurde dies in ganz Deutschland, während das Aurora-Oval doch in dieser Nacht weit nördlich der Landesgrenzen verharrte. Noch in der Nacht entspann sich über diese Beobachtungen eine angeregte Diskussion im Online-Forum des Arbeitskreises Meteorbeobachter (AKM), der in der deutschsprachigen Amateurastronomie auch für das Geschehen in der Atmosphäre zuständig ist: Da die grünen Streifen sehr ähnlich in ganz verschiedenen Regionen aufgetaucht sind und solch ein Phänomen auch erfahrenen Beobachtern unbekannt war, schieden von Stadtlicht angestrahlte Wolken als Erklärung ebenso wie Kamerastörungen aus.
Des Rätsels Lösung, zweifelsfrei durch Vergleich mit derartigen Bildern in der Literatur: Es handelte sich um eine außergewöhnliche Aufhellung des allgegenwärtigen »Airglow«, auch Nightglow oder Nachthimmelsleuchten genannt. Dieses entsteht bei der Rekombination von Gasatomen und Molekülen, die am Tag zuvor durch die Ultraviolettstrahlung der Sonne ionisiert oder dissoziiert worden waren; auch andere physikalische und sogar chemische Prozesse können zur Emission von sichtbarem Licht in der Hochatmosphäre führen. Die Frage ist nun, warum dieses Phänomen ausgerechnet in der Nacht mit dem ausgefallenen Polarlicht solch eine ungewöhnliche Intensität erreichte – ein Beobachter berichtete sogar, es mit dem bloßen Auge wahrgenommen zu haben. Ein Zusammenhang mit der erhöhten geomagnetischen Aktivität liegt nahe, zumal Aufnahmen aus dem Orbit zeigen, wie sich die Aurora oft mit weiträumigem Airglow umgibt. Möglicherweise haben hier die Amateurastronomen, die eine frustrierende Nacht zu erleben schienen, eine interessante geophysikalische Entdeckung gemacht: Diese wäre ohne die intensive Online-Kommunikation kaum denkbar gewesen, denn dann hätten die meisten die grünen Schlieren auf ihren Himmelsbildern wohl entweder ärgerlich gelöscht oder irrig als schwaches Polarlicht abgelegt.
Daniel Fischer
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