Zweimal hatten Fotografen dieses Frühjahr ein schwaches Aurora-Glühen über Deutschland nachweisen können, aber zu sehen gewesen war da nichts – ganz anders in der Nacht vom 3. zum 4. August: Zum ersten Mal seit fünf Jahren waren, in Schleswig-Holstein und an der Ostsee, Polarlichter auch wieder mit dem bloßen Auge zu erkennen, wenn auch durch das Licht des abnehmenden Halbmonds noch blass. Und sie waren erwartet bzw. erhofft worden, wenn auch nicht in dieser Ausprägung: Im Laufe des 1. August hatte sich auf der Vorderseite der Sonne eine ganze Kette dramatischer Ereignisse abgespielt. Angefangen bei einem Flare der Stärke C3 um 10:55 MESZ in der markanten Fleckengruppe Nr. 1092, der eine Welle (im Sonnenforscherjargon Tsunami genannt) über ihre Oberfläche schickte, was dann wiederum ursächlich für die Ablösung eines großen Filaments in der Korona 100000km entfernt gewesen sein dürfte.
Ein komplexer koronaler Massenauswurf machte sich auf den Weg Richtung Erde, beobachtet von mehreren Sonnensatelliten, und am 3. August um 19:40 MESZ wurde das Magnetfeld der Erde zum ersten Mal getroffen. Die Folge war ein geomagnetischer Sturm der Klasse G2, der rund 12 Stunden anhielt und von 23:00 MESZ bis 5:00 MESZ am stärksten war: Das reichte, um sowohl in Europa wie auch Nordamerika den Nachthimmel zeitweise glühen zu lassen. Die Neigung der magnetischen zur Rotationsachse der Erde sorgt eigentlich dafür, dass es Polarlichter in Europa sehr viel schwerer haben, bis in vergleichbare geografische Breiten vorzudringen, doch zur allgemeinen Überraschung konnte das Himmelsschauspiel in Dänemark und ansatzweise auch Norddeutschland dieses Mal mithalten. Hoffnungen auf noch größere Aktivität in den folgenden zwei Nächten erfüllten sich allerdings nicht: Das vermeintlich langsamer Richtung Erde wandernde Filament war bereits mit dem ersten Massenauswurf verschmolzen gewesen.
Daniel Fischer
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