Der lang erwartete Vorbeiflug des 400m großen Kleinplaneten 2005 YU55 in 318600km Abstand von der Erdoberfläche in der Nacht vom 8. zum 9. November ist von Amateur- und Profiastronomen ausgiebig genutzt worden: Noch laufen ständig weitere Beobachtungen aus der Erdnähe ein, während andere aus geometrischen Gründen erst jetzt beginnen. In der Nacht der Annäherung waren Beobachtungen aus Europa praktisch unmöglich, da sich der Kleinplanet zunächst aus Richtung der Sonne näherte und kaum beleuchtet war: Erst kurz vor dem erdnächsten Punkt erreichte er 12m und ging da bereits unter. So mancher griff da zu einem ferngesteuerten Teleskop in den Vereinigten Staaten, das günstiger lag: Hier wurden die Erdnähe und das Helligkeitsmaximum nahe 11m ein paar Stunden später vielfach verfolgt und auch per Webcast der ganzen Welt zur Verfügung gestellt.
In der folgenden Nacht waren die geometrischen Bedingungen in Europa günstiger; zwar stellten die wieder auf 12,m5 gesunkene Helligkeit und der sehr nahe Vollmond neue Herausforderungen dar, die aber etliche Astrofotografen meistern konnten. Helligkeitsmessungen von 2005 YU55 quasi rund um die Uhr haben dabei auch einen wissenschaftlichen Wert und ergänzen die umfassende Überwachung des Kleinplaneten mit professioneller Ausrüstung. Mit mindestens zwei Techniken ist es dabei sogar gelungen, den Kleinplaneten räumlich aufzulösen: per Radar (Video) und mit Adaptiver Optik an einem der 10m-Teleskope des Keck-Observatoriums. Und auch Radioastronomen sind schon hoch zufrieden: Sie konnten z.B. thermische Effekte auf dem mit 18 Stunden Periode langsam rotierenden Körper in unterschiedlichen Tiefen nachweisen. 2005 YU55 dürfte wohl einer der am besten untersuchten Kleinplaneten werden, der nicht von einer Raumsonde besucht wurde.
Daniel Fischer
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