Ein einziger Monster-Flare der Sonne würde Milliarden-Schäden verursachen

Das vergangene Maximum der Sonnenaktivität sorgte zwar für so manche Aufregung, aber keine der geomagnetischen Auswirkungen reichte an den Monstersturm von 1859 heran, der als bei weitem stärkster des technischen Zeitalters gilt. Und das ist auch gut so: Damals wurden nur die Telegrafenverbindungen auf der Welt eine Weile gestört – aber heute, so eine noch nicht einmal abgeschlossene Analyse für das nächste Maximum gegen 2012, würde ein Sonnensturm dieses Kalibers alleine durch Schäden an geostationären Satelliten Folgekosten von mindestens 70 Milliarden Dollar verursachen. Und Probleme auf niedrigeren Bahnen (z.B. an den GPS-Navigationssatelliten) dürften die Kosten noch weiter steigern, von sekundären ökonomischen Effekten ganz zu schweigen. Überdies würde sich die Erdatmosphäre erheblich aufblähen und die Bahnhöhe der Internationalen Raumstation empfindlich verringern – just zu einer Zeit, wo niemand auf der Welt (mehr) über ein Trägersystem verfügen wird, um sie energisch anzuheben.

Ein Sonnen-Frühwarnsystem konkret für die schottischen Stromnetze entsteht derweil in Zusammenarbeit von Scottish Power mit britischen Geologen und der ESA: Messungen des Sonnenwinds durch den Advanced Composition Explorer (ACE) der NASA, der im Lagrangepunkt 1,5 Mio. km näher an der Sonne stationiert ist, versprechen eine 60-minütige Vorwarnung, wenn etwas Bedrohliches anrollt. Allerdings hat der Satellit seine geplante Lebensdauer schon jetzt um drei Jahre überschritten (Space News 17.4.2006 S. 11), und Ersatz ist vorerst nicht in Sicht – unter Weltraumwetterwächtern wächst die Sorge, bald ohne diesen vielgenutzten Vorposten im Sonnenwind auskommen zu müssen.

Musik (!) auf der Basis von ACE-Daten des Sonnenwinds (und demnächst auch von entsprechenden Messungen der beiden STEREO-Satelliten, die diesen Sommer starten sollen) produziert derweil ein Komponist in Zusammenarbeit mit Weltraumforschern in Berkeley. Dabei werden die Daten nicht einfach direkt in mehr oder weniger hörenswerte Töne umgewandelt: Das Ziel von solcherlei Sonifikation ist es vielmehr, durch Einsatz musikalischer Methoden die Informationen in eine angenehme Form zu bringen, die beim Zuhören neue Einsichten vermittelt. Auf die beste »mapping strategy« zwischen Daten und Musik kommt es dabei an, auf dass Nutzen und Genuss gleichermassen zustande kommen.

Daniel Fischer

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