Die totale Mondfinsternis vom 28. September 2015

war die letzte für die nächsten 14 Jahre, die unter ähnlichen Bedingungen stattfinden sollte und in voller Länge zu beobachten war (vgl. interstellarum 99). Viele Sternwarten und astronomische Vereinigungen hatten trotz der ungünstigen Zeit am frühen Morgen – die Totalität dauerte von 4:11 MESZ bis 5:24 MESZ – zur öffentlichen Beobachtung eingeladen, was durchaus dankbar angenommen wurde. Gleichzeitig zog es viele Sternfreundinnen und Sternfreunde an günstigere Beobachtungsorte.

Die Fahrt des Autors führte an die Ostsee in die Nähe von Heiligenhafen. Ein Parkplatz, der etwas höher als die Umgebung gelegen war, diente als Standort, von wo das Ereignis ungestört von Wolken und Nebel verfolgt werden konnte. Letzterer war im Norden Deutschlands ein Problem, das in keinen Wettervorhersagen erwähnt wurde. Stand man in feuchten Niederungen, konnte es passieren, dass man von Bodennebel überrascht wurde und gar nichts sah. So war denn die Verfolgung der Finsternis für viele eine Frage von wenigen Kilometern, die entschieden, ob man unter Wolken oder im Nebel stand oder freien Himmel hatte. Dennoch waren die allgemeinen Beobachtungsbedingungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz vielfach besser als vorhergesagt und erwartet wurde.

Daher gelang es sehr vielen Beobachtern, zumindest einen Teil der Finsternis zu sehen, die von allen als sehr dunkel empfunden wurde. Da der Mond nicht zentral durch den Erdschatten ging war fast während der gesamten Finsternis ein heller Saum am Mondrand zu sehen, der langsam – entsprechend der Mondbewegung – von Ost über Süd nach West wanderte. Der verfinsterte Mond wies außerdem selbst in der Mitte der Totalität einen auffälligen Helligkeitsgradienten auf, ausgehend von dem der Mitte des Erdschattens näher gelegenen Teil zu dessen Rand hin.

Ein kleines Schmankerl gab es zudem für Beobachter auf einer Linie Frankreich – nördliche Lüneburger Heide – Berlin, wo man ja nach Standort gegen 4:30 MEZS einen ISS-Transit vor der (teil)-verfinsterten Mondscheibe verfolgen konnte. Ein positives Ergebnis wurde inzwischen bekannt: Der bekannte französische Sternfreund Thierry Legault erfasste die ISS in Rambouillet nördlich von Paris als weltweit erster Astrofotograf die ISS während einer Mondfinsternis. Dabei benötigte die Raumstation lediglich 1,7 Sekunden für den Transit.

Wer sich die Mühe gemacht hatte, früh aufzustehen oder gar nicht erst ins Bett gegangen ist, wurde mit einer schönen totalen Mondfinsternis belohnt, die jedoch nicht so auffällig war, wie von manchen nichtastronomischen Medien prognostiziert. Bei den nächsten Verfinsterungen des Erdbegleiters wird es schwieriger: am 16.09.2016 gibt es nur eine Halbschatten-Finsternis.

Manfred Holl

Die Redaktion erreichten zahlreiche Fotos von der erfolgreichen Beobachtung der Mondfinsternis – vielen Dank an die Bildautoren. Nachfolgend sehen Sie eine kleine Auswahl.

Totale Mondfinsternis über der Sternwarte Riesa. [Kühn]
EC 180FL bei 1915mm Äquivalentbrennweite, Nikon D800E, ISO 800, 4s belichtet, 4:21:07 MESZ. [Jörg Mosch]
Collage aus drei Aufnahmen zu Beginn, der Mitte und dem Ende der Totalität, 8″-Newton (f/5) mit Komakorrektor, Canon EOS 50D, 8s belichtet bei ISO200/800/100. [Christoph Rollwagen]
ISS-Transit während der Mondfinsternis:
youtube.com/watch?v=F3O2IXHzXuw
Manfred Holl

Share
Published by
Manfred Holl

Recent Posts

Astronomie im Winter: 3 schnelle Tipps, für die Beobachtung

Im Sommer wundervoll warm aber Astronomie im Winter eine Zumutung? Von wegen. Was Sie machen…

4 Jahren ago

Spix‘ Blick zum Mond: Hesiodus – Lichtspiele und Doppelwall

Die letzte Ausgabe des »Blicks zum Mond« ist noch einmal etwas für Frühaufsteher. Am 1.…

5 Jahren ago

Was ist eigentlich … 66?

Keine Sorge! Ich werde jetzt definitv nicht in irgendwelchen numerologischen Geheimnissen herumkramen und mich über…

5 Jahren ago

InSights Solarzellen offen – mehr Bilder

Nach der perfekten Landung von InSight auf dem Mars und dem Empfang des ersten Bildes…

5 Jahren ago

Eine Landung wie nach Drehbuch: InSight steht in der Elysium Planitia

Die Landung vom InSight auf dem Mars ist noch perfekter abgelaufen als erhofft. Nicht nur…

5 Jahren ago