Der 11. Juli bringt nicht nur das Endspiel der Fußball-WM sondern – für manche Orte sogar gleichzeitig, was es noch nie gegeben hat – eine relativ lange totale Sonnenfinsternis. Allerdings auch eine, die es den Beobachtern so schwer macht wie keine seit dem Jahr 2005, als der Kernschatten jedwedes Festland verfehlt hatte und nur von Schiffen im Pazifik aus zu erreichen war. Diesmal zieht sich die Spur der Umbra erneut quer durch den Stillen Ozean, aber wenigstens wird etwas Land getroffen: eine Insel der Cook Islands, ein paar (abgelegene) Inseln Französisch-Polynesiens, die Osterinsel und die winterliche Südspitze Südamerikas. So viele Finsternisfreunde wie die Ereignisse der Jahre 2006, 2008 oder 2009 hat dies nicht locken können, aber einige hundert Unerschrockene sind dieser Tage doch unterwegs zu einem dieser Flecken auf der Landkarte, von denen viele just wegen der Finsternis noch schwerer zu erreichen geworden sind. Die Preise für Flugtickets in die pazifische Umbra kletterten im Vorfeld auf teilweise ein Vielfaches des Üblichen, wenn überhaupt noch welche zu ergattern waren.
Vergleichsweise einfach war da noch Südamerika zu erreichen, doch hier wird die Sonne kaum mehr als 1° über dem Horizont stehen, was trotz einer 50:50-Chance für klaren Himmel insgesamt (die im Pazifik allerdings auch kaum übertroffen wird) die Wahrscheinlichkeit einer ungetrübten Sicht auf die verfinsterte Sonne deutlich reduziert. Das südliche Chile ist im tiefen Winter fast unerreichbar, weshalb sich das Gros der Beobachter auf die Kleinstadt El Calafate in der argentinischen Provinz Patagonien konzentrieren wird. Manche wollten von dort aus mit einem Charterflugzeug Richtung Ostpazifik starten, um die Sichtchancen zu erhöhen, doch die reservierte Maschine muss plötzlich in eine nicht verschiebbare Sonderwartung: Ob es noch gelingen wird, eine Ersatzmaschine rechtzeitig nach El Calafate zu schaffen, wird sich wohl erst am Tag vor der Finsternis entscheiden! Immerhin »weiß« man schon, wie die Sonnenkorona dann aussehen wird: Eine Arbeitsgruppe, die schon seit Jahren die Entwicklung der Korona modelliert, hat diesmal eine recht detaillierte Prognose abgegeben und lag in der Vergangenheit zumindest mit der generellen Koronaform nicht schlecht.
Daniel Fischer
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