Die Sonne ist auf dem Weg zum nördlichsten Punkt ihrer jährlichen Bahn. Ihr Höchststand zu Mittag am Himmel hat schon fast den maximalen Wert erreicht. Nachts taucht sie nur kurz unter den Horizont. Für einige Regionen wird dabei eine »magische Grenze« nicht mehr erreicht. Bevor es vollständig dunkel geworden ist, hellt es sich schon wieder auf – eine Art Dauerdämmerung ist die Folge.
Diese »magische Grenze« liegt bei 18° Sonnentiefe unter dem Horizont. Erst wenn die Sonne tiefer abtaucht, ist es astronomisch wirklich dunkel. Andernfalls erhellt immer noch ein Rest von der Atmosphäre gestreutes Sonnenlicht den nördlichen Horizont. Dieser Wert wird zur Zeit nördlich des 50. Breitengrades nicht mehr erreicht. Wer sich die wöchentliche Dämmerungstabelle im Abenteuer Astronomie Himmelsalmanach 2018 anschaut, wird feststellen, dass unter »Beginn und Ende der astronomischen Dämmerung« in den Kalenderwochen 23 bis 27 (also Anfang Juni bis zum Beginn der zweiten Juli-Woche) nur ein Strich steht. Zwar sind während der astronomischen Dämmerung zahlreiche Sterne am Nachthimmel zu sehen, doch Morgen- und Abenddämmerung gehen ineinander über, eine Art Dauerdämmerung ist die Folge. Diese legt in den kommenden Tagen sogar noch ein wenig zu. Am 5. Juni hat die Sonne einen himmlischen Breitengrad (Deklination) von 22,5°. Zur Sommersonnenwende am 21. Juni ist es nur noch ein Grad mehr. Die Mitternachtsdämmerung rückt dann noch etwa bis auf den Breitengrad Baden-Badens nach Süden.
Wer sich den sommerlich-kurzen Pfad der Sonne unter dem Nordhorizont vorstellen will, kann in den kommenden Tagen den hellen Stern Kapella im Fuhrmann als Wegweiser nutzen. Kapella, eigentlich ein Stern des Winterhimmels, steht so weit nördlich, dass sie für unsere Breiten nicht untergeht. Sie steht für 50° Nord und 10° Ost am frühen Morgen des 8. Juni um 1:30 MESZ 6° hoch im Norden (vgl. Abb. oben). Etwa 10 Minuten zuvor hat die Sonne dort 17° unterhalb des Horizonts ihren Tiefstpunkt erreicht, es wird nun schon wieder langsam heller. Am 11. und 12. Juni steht Kapella genau nördlich der Sonne. Wenn Kapella dann ihren tiefsten Stand über dem Nordhorizont erreicht, ist für den jeweiligen Beobachtungsort wahre Mitternacht, dunkler wird’s nicht!
Die Nächte mit Dauerdämmerung haben ihren ganz eigenen Reiz. Beobachter leuchtender Nachtwolken (bzw. nachtleuchtender Wolken oder international üblich NLC für noctilucent clouds) haben am 3. Juni erste Sichtungen gemeldet. Diese perlmuttfarbenen dünnen Eiswolken in über 80 Kilometern Höhe sind in den Sommermonaten am besten während der nautischen Dämmerung zu sehen. Die aktuelle Entwicklung dieser filigranen Gebilde wird laufend im NLC Forum des Arbeitskreis Meteore e.V. diskutiert. Natürlich freuen wir uns über erste NLC-Bilder aus dem Leserkreis, die Sie gerne in unserer Astrofoto Community oder auf unserer Facebookseite zeigen können. Viel Spaß bei Ihren Beobachtungen in den hellen Nächten!
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