Chinesische Mondsonde liefert das erste Bild

Chinas erstes Bild von der Mondoberfläche. Das aufgenommene Gebiet erstreckt sich von 54°–70°S und von 57°–83°O und liegt damit im rechten unteren Teil der Mondscheibe. [CNSA]Als vierte Nation nach der ehemaligen UdSSR, den USA und Japan konnte nun auch China den Mond durch eine Raumsonde fotografieren. Die Sonde Chang’e-1 erstellte am 20. und 21. November insgesamt 19 Einzelaufnahmen, die zu einem großen Mosaik zusammengesetzt wurden. Stolz enthüllte Ministerpräsident Wen Jiabo am 26. November im Pekinger Raumfahrt Kontrollzentrum das gerahmte Bild, das ein etwa 500km×280km großes Gebiet auf der Südhalbkugel des Mondes aus 200km Höhe zeigt.

Dieses Gebiet ist von der Erde nur noch knapp am Mondrand zu erkennen. Es handelt sich dabei um eine Hochebene, die mit zahlreichen Kratern verschiedenster Größen übersäht ist. Von oben ragt ein dunkleres Gebiet herein – eine durch Magma überflutete Fläche, die heute als erstarrte Basaltlava die charakteristische dunkle Färbung zeigt.

Nach Chinas erstem Taikonauten im All (2003) ist das Bild vom Mond ein weiterer Meilenstein des noch jungen chinesischen Raumfahrtprogramms. Die Sonde – Chang’e-1 benannt nach einer chinesischen Göttin, die der Legende nach zum Mond geflogen sein soll – wurde am 24. Oktober von einer Trägerrakete vom Typ Chang Zheng 3A ins All gebracht. Ziel der Mission ist es, umfassende Forschungen an der Mondoberfläche durchzuführen. Dabei steht vor allem eine 3D-Kartierung des Mondes an, auch ist ein Röntgenspektrometer mit an Board. Die Mission ist die erste von weiteren geplanten Mond-Missionen. Bis zum Jahr 2015 soll ein Landemodul mit Roboterfahrzeug auf dem Mond abgesetzt werden. Fünf Jahre später soll dann ein weiteres – Modul folgen, das in der Lage ist, den Mond auch wieder zu verlassen und eingesammelte Gesteinsproben zur Erde zurückzubringen.

Für Aufregung sorgten Behauptungen, die schon kurz nach der Veröffentlichung des Fotos von einer Fälschung sprachen. Grund dafür war, dass das Bild einer Mondaufnahme der NASA, die den selben Ausschnitt der Mondoberfläche zeigt, zum Verwechseln ähnlich sieht. Emily Lakdawalla von der Planetary Society ist der Sache auf den Grund gegangen: Tatsächlich handle es sich bei der besagten Aufnahme der NASA um eine Aufnahme der Raumsonde Clementine aus dem Jahr 1994. Bei einem Blick auf die Rohdaten der NASA erkenne man allerdings, dass das chinesische Foto detaillierter ist, vor allem aber einen anderen Einfallswinkel der Sonnenstrahlen aufweist. An den Fälschungsgerüchten dürfte somit nichts dran sein. Allerdings entpuppt sich die Erklärung auf chinesischer Seite als falsch, dass auf der ihrer Aufnahme neue Einschlagskrater zu erkennen seien. Lakdawalla ist der Meinung, dass dies lediglich Bildbearbeitungs-Artefakte sind, die beim Zusammensetzen der Einzelaufnahmen zum Mosaik entstanden sind.

China geht nicht nur mit den Vorwürfen, sondern mit dem gesamten Programm offen – um. Erfreulich ist es in diesem Zusammenhang, dass angekündigt wurde, dass die wissenschaftlichen Ergebnisse und Daten aus der Mission, die mit Steuergeldern finanziert ist, auch Wissenschaftler und Amateuren zugänglich gemacht werden sollen.

Stephan Schurig

Chang’e-1 in Zahlen
Start 24. Oktober 2007, Xichang
Trägersystem Chang Zheng 3A
Missionsziel 2007: Umfassende Untersuchungen an der Mondoberfläche, u.a. 3D-Kartierung
Gewicht 2350kg
Kosten ca. 180 Mio. €
Chinas erstes Mondfoto: www.cnsa.gov.cn/n615709/n620682/n639462/132125.html
Fotovergleich von Emily Lakdwalla: www.planetary.org/blog/article/00001248
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