Britischer Amateur entdeckt seine 100. Supernova – in nur 9 Jahren!

In der Nacht vom 3. zum 4. April war es so weit: Der britische Amateurastronom Tom Boles fing in seiner Privatsternwarte in Coddenham in Suffolk seine hundertste persönliche Supernova! Dabei hatte er die systematische Suche erst im November 1996 aufgenommen, aber seit dem ersten Fund im Oktober 1997 war es Schlag auf Schlag gegangen: Gemeinsam mit einem anderen unermüdlichen britischen SN-Jäger hatte er bereits vor drei Jahren die Hunderter-Marke erreicht, nun ist er auch – mit der 17m-SN 2006bk in MCG +06-33-20 – als Einzelkämpfer so weit gekommen. »Zweifellos war Tom durch frühere Entdeckungen von Mitgliedern der [UK Nova/Supernova] Patrol inspiriert worden und insbesondere die erste [SN-]Entdeckung aus dem Vereinigten Königreich 1996 durch Mark Armstrong,« schreibt G. Hurst (The Astronoimer Electronic Circular No. 2215): »Aber die nötige Motivation für 100 Entdeckungen zu behalten, erfordert schon eine besondere und herausragende Anstrengung, vor allem angesichts des schlechten Wetters, das wir so soft im UK haben.« Boles betreibt drei vollständig robotische Teleskope, zwei in einer Schiebedachhütte und ein weiteres in einer Kuppel (wenn der Wind zu stark bläst): Ausser Supernova-Jagen hat er allerdings auch keine anderen astronomischen Interessen …

Auch die visuelle Überwachung veränderlicher Sterne hat heute noch ihre Berechtigung, argumentiert der britische Amateur Gary Poyner (The Astronomer 42 #503 [März 2006] 295-8): Zwar hat die CCD-Technik die Präzision der Photometrie auch in Amateurkreisen im vergangenen Jahrzehnt revolutioniert und zudem die Helligkeitsmessung schwacher Sterne schon mit kleinen Teleskopen unter lichtverschmutztem Himmel möglich gemacht. Grenzgrössen jenseits von 18m mit 10-cm-Teleskopen und Messungen auf 1/100 Größenklasse genau schaffen heute viele ohne Probleme. Der Vorteil des erfahrenden visuellen Beobachters liegt dagegen im raschen Ortswechsel am Himmel: Hunderte von Einzelobjekten an der ganzen Halbsphäre können in wenigen Stunden »abgearbeitet«, Wolkenlücken kreativ ausgenutzt werden – das schafft keine noch so clevere Computersteuerung. Auch spezielle (vor allem eruptive) Sternklassen bieten sich besonders für die rasche visuelle Überprüfung an: Wenn dann etwas Besonderes bemerkt wird, können die CCD-Beobachter gezielt alarmiert werden. BY Cam wäre ein besonders lohnendes (und bisher weitgehend ignoriertes) Ziel. Und dann gibt es noch 55 besonders helle und interessante Sterne, die für elektronische Fotometrie schlicht zu grell sind …

Daniel Fischer

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