Die Beobachtung der Bedeckung eines hellen Sterns durch den Mond kann ein spannendes Erlebnis sein. Leonor Ana Hernández konnte am 5. Februar von Toledo (Spanien) aus verfolgen, wie sich der Erdtrabant vor Aldebaran schob. Sie hat die Bedeckung nicht nur beobachtet, sondern auch in mehreren Zeichnungen festgehalten. Hier ihr Bericht.
Der 5. Februar, an dem die Aldebaran-Bedeckung durch den Mond stattfand, war ein grauer, sehr wolkiger Tag, doch blieb ich optimistisch. Ich begab mich zu meinem Observatorium, installierte die Ferngläser auf einem Stativ, schob das 31mm Okular in den 16-Zoll-Dobson und richtete mir einen Platz ein, wo ich bequem meine Zeichnungen anfertigen konnte. Ich wollte das Ereignis mit einer künstlerischen Note versehen. Daher suchte ich schwarzes Papier und verschiedene sanfte Pastelltöne in grau, weiß und anderen Farben aus.
Neben dem Mond leuchtete schon Aldebaran. Es waren nur noch drei Stunden bis zur Verdunklung und beide schienen noch so weit auseinander. Ich begann, den Sternhaufen der Hyaden zu zeichnen. Die Feuchtigkeit sorgte für einen nebligen Lichtschimmer um den Mond, so dass ich den Hintergrund mit sanften Pastelltönen zeichnete – genauso wie ich sie wahrnahm, nämlich gelbgrün. Ich beobachtete den Rand des Mondes und malte ihn, schaute zurück durch das Fernglas und fügte die Referenzsterne mit weißen Pastellstiften in meine Zeichnung ein. Ich versah die Meere des Mondes mit Schatten und malte den Hauptdarsteller des Abends in orange.
Der Mond bewegte sich unaufhaltsam voran und streifte Aldebaran zunächst mit seinem westlichen Rand. Während ich dieses Spektakel beobachtete, wurde die intensive rote Farbe des Hauptsterns des Sternbilds Stier immer markanter. Der Farbton war so intensiv, dass man fast glaubte, er würde in Flammen aufgehen.
Nachdem der große Moment immer näherkam, entschied ich mich, auf ein Teleskop zu wechseln, um so detaillierter arbeiten zu können. Aldebaran war kurz davor in das Sichtfeld des Okulars einzutreten. Ich vergrößerte das Sichtfeld des Teleskopes auf ein Grad, um mehr erfassen zu können.
Dabei zeichneten sich die Einzelheiten des Mondes auf überwältigende Weise ab, genau wie der leuchtende Stern, der jetzt so nah am Mond stand. Ich begann zu malen, skizzierte einen Kreis für den Umfang des Mondes und zeichnete den Rand so, wie ich ihn sah – wohlwissend, dass durch das Teleskop die optischen Achsen invertiert werden. Ich füllte den gesamten Kreis mit einem dunklen Grau und schloss den nicht beleuchteten Bereich mit ein, der in der Mondnacht nicht sichtbar war. Ich wollte, dass der Rand zu sehen ist und somit auch die Stelle, an dem der Stern diesen streift. Ich begann die Mondmeere und Berge mit Grau- und Weißtönen darzustellen. Mit den weißen Bleistiften und dem Kohlestift zeichnete ich von Süden nach Norden die Konturen der wichtigsten Krater: Clavius, Tycho, Kopernikus und Plato. Dabei behielt ich Aldebaran im Blick, der in der Nähe des unbeleuchteten Bereichs des Mondes jedes Mal noch strahlender und rötlicher erschien.
Es blieben nur noch zwei Minuten bis zum Beginn der Bedeckung. Ich wusste nicht, ob ich vor Kälte oder Freude zitterte. Um 21.58 UT verschwand Aldebaran auf einen Schlag. Der Mond hatte den Stier blind werden gelassen. In diesem Moment schaute ich nicht mehr durch das Teleskop; das Sternbild Stier war nicht mehr dasselbe. Ich hatte mir den Ort gemerkt, wo er unsichtbar wurde und malte den roten Stern in dieser Position. Ich wollte aber auch das Wiedererscheinen sehen. Bis dahin vertrieb ich mir die Zeit und säuberte meine Zeichnung von Pastellresten und entspannte etwas.
Es verging eine Stunde bis Aldebaran am beleuchteten Rand des Mondes erschien und pünktlich um 23:04 UT am östlichen Rand auftauchte. Ich wusste zwar wo er auftauchen würde, jedoch wollte ich es trotzdem selbst entdecken: Um 23:03 UT lagen meine Nerven blank und plötzlich erschien er: Plopp. Eine Minute später befand er sich im Norden des Mare Marginis – zart und sehr fahl, so als ob der Transit von der einen Seite des Mondes zur anderen ihn aufgezehrt hätte. Natürlich war das eine Täuschung: Durch den Lichtschimmer des Mondes erschien er kleiner und blasser – »Hallo Kleiner, willkommen zurück!«
Um 23.10 UT räumte ich meine Geräte weg und verabschiedete mich von Aldebaran, der langsam hinter Wolken verschwand. Der Mond sah wie in einen Umhang gehüllt aus. »Zieh Dich warm an Selene… es ist kalt heute. Vielen Dank für diese unvergessliche Nacht.«
Linktipps:
Leonor Ana Hernández
http://almadelanoche.blogspot.com
Der Bericht in der spanischen Originalfassung (Pdf)
Hinweis aus der Redaktion: Bereits am 4. März 2017 kommt es zu einer weiteren Bedeckung der Hyaden durch den Mond. Über alle wichtigen Termine des Jahres informiert Sie unser ausführlicher Himmels-Almanach 2017.
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